Aktualisiert am 3. April 2021 von Tobias
Warum in ein gutes Kinderzimmer unbedingt eine Kletterwand (oder Boulderwand) für Kinder gehört? Kinder brauchen Bewegung! Wie geht das im Alltag, wenn die Kinder einfach nur in ihrem Kinderzimmer rumhängen? Überraschung: es braucht ein attraktives Angebot! Und zwar eines, das dauerhaft interessant bleibt. Dazu eignet sich – mit einigen begleitenden Tricks – neben Schaukel, Rutsche, Hängematte (oder einer spannenden Balkon-Welt) eine Kinderkletterwand ganz hervorragend! Hier nun die Erklärung, wie sich ganz einfach so eine Kletterwand selbst bauen lässt. Und dazu funktionierende Ideen, wie die Kletterwand auch dauerhaft im Mittelpunkt des Interesses bleibt. So kann die Kinderkletterwand ganz nebenbei Begeisterung und Sicherheit für das richtige Klettern draußen am Fels (oder in der Kletterhalle) fördern.
- Motivation der Kinder zur Kletterwand
- Fertige Kletterwände kaufen
- Kletterwandbau
- Einkaufsliste für die Kinderkletterwand
Die motivierende Kletterwand im Kinderzimmer
Wie sieht das richtige Sport- und Spielgerät für Kinder aus? Für die Eltern ist es sicherlich am schönsten, wenn es ordentlich aufgeräumt in einer Ecke steht. Und hübsch lackiert sollte es sein, vielleicht mit einem abenteuerlichen Bild drauf?
Leider interessiert das die Kinder nicht. Oder zumindest nur sehr kurz. Ungefähr so lange, wie es braucht, um zu sagen, wie schön das alles ist. Und vielleicht noch ein- oder zweimal versuchsweise daran hochzuklettern. So etwas ist den Aufwand nicht wert. Wie geht das besser?
Ein sicherer Weg, die Kletterwand für Kinder längerfristig interessant zu machen, ist eben das: die Kletterwand kann der Weg nach irgendwo hin sein. Sie kann zu einer speziellen kleinen Kinder-Höhle führen, oder den Aufstieg zu einer kleinen Rutschbahn bilden. Bei uns ist sie (neben einer Rutsche) einfach der Weg auf das etwas höher gebaute Kinderbett. Dergestalt im Mittelpunkt wird die Kletterwand so schnell nicht von den Kindern vergessen.
Die Wand selbst wird interessanter durch immer wieder neue Routen, oder durch spannende überhängende, geneigte, verwinkelte Bereiche. Auch Seilkonstruktionen können gut mit einer kleinen Kletterwand kombiniert werden. Je nach Gegebenheiten im Kinderzimmer sind hier Phantasie und Ideen gefragt und es ist vieles denkbar.
Eine fertige Kletterwand einkaufen
Der Kauf einer kleinen fertigen Kletterwand bietet einen Vorteil: niemand muss basteln. Dafür ist das fertige Produkt deutlich teurer. Und weniger individuell. Und auch das verbinden der vorgefertigten Module zu einer inspirierenden Turn-Landschaft im Kinderzimmer kann schwieriger sein. In jedem Fall sollte darauf geachtet werden, dass auch hier die Klettergriffe individuell umgeschraubt werden können. Tauglich erscheint beispielsweise diese fertige Kletterwand, die sogar ein klein wenig modular verwendbar ist.
Die Kletterwand selbst bauen
Diese Anleitung funktioniert selbstverständlich für Kinder- wie auch für Erwachsenen-Kletterwände. Wobei natürlich die Dimensionen einer attraktiven Kletterwand für Kinder kleiner ausfallen dürfen. Mit 2-3 m² Kletterfläche kann den Kindern schon einiges geboten werden.
Sicherheit
An erster Stelle steht natürlich die Sicherheit, auch bei Spielgeräten im Kinderzimmer. Nachdem kleine Kinder in letzter Zeit auch schon von Ikea-Regalen erschlagen wurden, ist es besonders wichtig, die Kletterwand gut zu verankern!
Wichtig ist auch, dass die kleinen Kletterer im Falle des Falles weich fallen. Sicherung mittels Seil hat bei der geringen Höhe der meisten Kinderzimmer wenig Sinn. Dafür sollte eine ausreichend dicke Matte unter der Kletterwand liegen und auch gegen Verrutschen gesichert sein. Hierzu kann die Matte beispielsweise in einem Holzrahmen liegen oder mit Schnur befestigt sein. Als Matte taugt gut eine alte Matratze. Eleganter ist natürlich eine passende Weichbodenmatte.
Aufbau
Klassisch wird eine Kletterwand gebaut, indem in Multiplex-Platten oder ähnlich stabile Holz- oder Kunststoffplatten in gleichmäßigem Abstand sogenannte Einschlagmuttern eingesetzt werden. Dieses Raster sollte Abstände zwischen den Muttern von etwa 15-30 cm erbringen. An den Einschlagmuttern werden die Klettergriffe mit entsprechenden Schrauben festgeschraubt. So können die Klettergriffe mit geringem Aufwand nach einiger Zeit immer wieder in ihrer Position verändert werden. Damit werden den Kindern jeweils wieder neue Kletterrouten und damit herausfordernde Bewegungsprobleme geboten. Nicht zu empfehlen dagegen ist, Klettergriffe direkt in eine Wand des Kinderzimmers zu schrauben. Das ist nicht gut für die Wand und nicht gut für die Abwechslung. Hier lohnt sich der etwas größere Aufwand zu Beginn für die Erstellung einer geeigneten Platte.
Erst nachdem alle Platten der Kletterwand entsprechend präpariert sind, werden sie wie gewünscht zusammengesetzt. Oder im einfachsten Fall mit ausreichend dimensionierten Schrauben und Dübeln an die Wand geschraubt.
Varianten
Um die Bewegungsprobleme interessant zu gestalten, bietet es sich allerdings an, nicht nur eine einzige flache Wand zu bauen. Besser ist es, eine kleine Kletter-Landschaft zu kreieren. Das können zum Beispiel Kletterwände im rechten Winkel zueinander (sogenannte „Verschneidung“) sein oder mehr und weniger steile („Überhang“) Bereiche. Auch ein flacherer Bereich mit kleineren Griffen („Plattenkletterei“) bietet Abwechslung.
Eine Kletterwand-Einkaufsliste
Die folgende Übersicht beinhaltet alles, was zum erfolgreichen Kletterwandbau benötigt wird:
- Klettergriffe – diese sollten eine raue Oberfläche haben und für die Kinder gut zu greifen sein. Dafür gibt es sogar spezielle Kinder-Klettergriffe. Besonders kleine Griffe, sogenannte Spax (nach den Schrauben, mit denen sie zu befestigen sind) können für eine geneigte Plattenroute verwendet werden.
- Einschlagmuttern. Größe M8 oder M10 bietet sich an.
- Passende Schrauben (sogenannte „Zylinderschrauben“) in der entsprechenden Größe. Die Länge sollte zu den Klettergriffen passen. Wenn die Schrauben auf der Rückseite nicht überstehen sollen, werden für unterschiedliche Klettergriffe verschiedene Längen benötigt. Für Spax-Griffe sind entsprechend passend kurze Spax-Schrauben sinnvoll.
- Klebstoff für Holz und Metall – wer die Einschlagmuttern mit einem Tropfen Klebstoff verklebt, läuft nicht Gefahr, dass sie irgendwann wieder herauspurzeln oder durch die Kinder herausuntersucht werden.
- Holzplatten. Hierfür eignet sich alles, was stabil ist. Kletterhallen verwenden gerne die guten und relativ günstigen OSB-Platten. Aber auch Multiplexplatten eignen sich gut, wie auch sonstige mehrschichtige Holzplatten.
- Eventuell Weichbodenmatte in ausreichender Größe, dass auch ein weiterer Sprung von der Wand nicht unsanft hinter der Matte landet.
- Werkzeug. Neben einer Bohrmaschine braucht es für die Löcher einen großen Bohrer – für M10-Muttern wird ein 12 mm Holzbohrer benötigt. Dazu ein Hammer zum Einschlagen der Muttern und ein größerer Imbusschlüssel, um die Schrauben festzuziehen.
- Material zum zusammenfügen und Befestigen der Kletterwand/Kletterwände im Kinderzimmer, je nachdem an einer Wand, an stabilen Möbelstücken oder sogar an der Zimmerdecke: Schrauben, Dübel, Winkel etc.
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10 Kommentare
Waldemar · 3. Dezember 2020 um 23:33
Hallo Tobias, ich selbst bin kein Kletterer, aber meine Tochter (4) hat schon ziemlich alle Heizungen und Heizungsrohre in der Wohnung erklommen. Nun habe ich für sie eine relativ einfache Kletterwand gebaut und in ihrem Zimmer an die Wand angebracht. Die Wand ist 90x250cm, Löcher in einem 25cm-Rautenraster, erste Reihe auf 40cm vom Boden, 15 Griffe. Nun versuche ich bei den Weichbodenmatten durchzusteigen und treffe bei der Vielfalt an meine Entscheidungsgrenzen.
Welche Größe ist ausreichend? Würde die 150x100cm Matte reichen, wenn sie längs an der Wand liegt oder besser 200x100cm? Ist 8cm stark genug oder besser 10cm? Welche RG, 22,35? Kurzum viele Fragen. Ach, ja der große Bruder (10) wird die Wand sicherlich auch ab und an hochklettern.
Ich liebäugele mit Niro, aber da gibt es auch noch Eyepower, Alpidex, etc. Ein richtiges Crashpad für > 200€ halte ich allerdings zu übertrieben. Vlt. hast du einen oder den anderen einscheidenden Tipp für mich? LG Waldemar
Tobias · 4. Dezember 2020 um 13:11
Hallo Waldemar,
Bei den Details kann ich keine einfachen Antworten geben – bin ja kein Verkäufer für Weichbodenmatten. Aus der praktischen Nutzung gibt es aber ein paar Beobachtungen, die vielleicht weiterhelfen:
Bei uns wird mindestens so gerne, wie an der Kletterwand hochgeklettert wird, auch davon heruntergesprungen. Damit das gut klappt, sollte die Matte eher größer sein, wenn das Zimmer es zulässt. Für die Kinder gut investiert: zum Turnen wird die Unterlage auch sehr gern verwendet (und damit das Sofa im Wohnzimmer etwas geschohnt ;). Also, 140 cm von der Wand weg in den Raum sind sicher angenehm. Und rechts und links auch ein paar Zentimeter, vielleicht 10 oder 20. Und die Matte sollte entweder ziemlich rutschfest auf dem Boden aufliegen, oder irgendwie zuverlässig vor verrutschen gesichert sein. Weil, bei Kindern ist ja klar, dass, was beweglich ist, auch bewegt wird …
Dick muss die Matte nicht sein, die Kinder sind ja noch leicht. Und besonders hart muss sie aus dem gleichen Grund auch nicht sein. Es sei denn, es wollen auch Erwachsene drauf landen. Aber die können ja aus 2,5 Meter Hand-Höhe auch noch einfach so herunterhüpfen.
Und für die Langzeitmotivation: Klettern und runterspringen ist schon ganz gut, noch viel besser ist es, wenn es von oben irgendetwas zu erreichen gibt. Bei uns ist das z.B. ein Seil in Deckennähe, an dem man zu einer kleinen „Schaukel“ durch das Zimmer (über die Matte) hangeln kann. Und das Hochbett meiner Tochter. So wird die Wand ganz von selbst langfristig gerne genutzt. Und Arbeit und Schrauben hatten ihren Sinn 🙂
Grüße
Tobias
Carmen · 24. Dezember 2020 um 15:19
Hi, kann ich statt osb und multiplex eine massivholzplatte nehmen? In deinem bild schaut es so ausm als hättest du eine kiefer oder fichte massivholzplatte genommen, oder? Vielen Dank!
Tobias · 30. Dezember 2020 um 19:26
Hallo Carmen,
eine Massivholzplatte geht natürlich auch, muss nur eben stabil genug sein. Bei Überhängen und Leimholz wäre ich da skeptisch, aber für die geneigte „Platte“ bei uns im Kinderzimmer (wenig Zugkräfte, da nur Spax-Griffe) schien mir das auch sicher (Fichte, spielt aber wenig Rolle). Die andere Platte ist hübsch gemachtes Sperrholz.
Schöne Grüße und gutes Bauen
Tobias
Irini Konstantinidou · 16. Januar 2021 um 00:40
Hallo, ich möchte eine Kletterwand für das Kinderzimmer bauen. Kann ich die Platter auch direkt an die Wand anbringen?
Gruß Irini
Tobias · 16. Januar 2021 um 11:12
Hallo Irini,
Natürlich kann die Platte auch direkt an die Wand. Allerdings würde ich einen kleinen Zwischenraum lassen (etwa 1 cm), damit die Schrauben, die die Klettergriffe mit der Kletterwand verbinden, nicht hinten gegen die Wand stoßen (je nach Klettergriff stehen die verschieden weit über) und damit die Wand insgesamt nicht zu sehr leidet.
Schöne Grüße
Tobias
Tomatenmark · 28. März 2021 um 22:37
Hallo Tobias, ich möchte meiner Tochter 6 Jahre alt in unserem gemeinsamen Garten die Möglichkeit zum Klettern bieten… Dienen soll dem Zwecke die Rückwand des Carports 2.70m hoch und 5.50m breit… Die UK und die Verschalung habe ich selber gebaut, sie wird den Belastungen stand halten… Habe jetzt 35 Klettergriffe in verschiedensten Formen und Größen gekauft und würde diese jetzt anbringen wollen in der Form eines großen N‘s beginnend 40cm über dem Fußboden…Wollte die Griffe jetzt erst einmal der Anordnung und des Abstandes wegen mit 8x60mm Spaxen anbringen, provisorisch… Gibt es eine Faustregel bei den Abständen der Griffe, richtet sich natürlich nach der Körpergröße, Arm und Beinlänge das ist mir klar… Ich würde den kleinen Quirl an die Kletterwand stellen und danach die Abstände ausrichten????? Ich muss sie ein wenig mit Anspruch fordern sie ist in der Kletterhalle die 12m Wand hoch, nur hat die jetzt leider auf unbestimmte Zeit zu…Oder hast Du eine andere Idee????? Grüße Tomatenmark
Tobias · 31. März 2021 um 21:28
Hallo,
Das Wichtigste bei Anordnung und Abständen ist weniger die einmal gefundene „perfekte“ Form, sondern mehr, dass man diese immer wieder variieren sollte. Darum werden in Kletterhallen ja meist regelmäßig Stück für Stück alle Routen „umgeschraubt“. Abstände zwischen einzelnen Griffen können für sechsjährige schon groß sein, es sollen sich ja interessante „Probleme“ ergeben. Es muss natürlich motivierend bleiben – bei 50 cm Abstand muss der nächste Griff schon ziemlich gut sein. So hängt es ganz von der Route ab, was sinnvoll ist – einfach ausprobieren. Da kommen wir wieder zum Grund für die Einschlagmuttern: damit lässt sich eine gute Route spielerisch zusammen ausprobieren, immer wieder, wenn es Spaß macht. Also, wie Du es schreibts, mit Kind zusammen die Route aufbauen, ist sicher eine sehr gute Idee! Dann seht ihr schon, was vielleicht frustriert und was gerade so (motivierend) geht.
Schöne Grüße und viel Spaß!
Tobias
Patrick · 11. Mai 2021 um 12:51
Ich möchte meiner 7- bald 8-järhigen Tochter auch eine Wand im Kinderzimmer bauen. Sie soll über ein Eck verlaufen, also zwei Seiten haben. Oben, sozusagen als „Decke“ plane ich eine waagerechte Sprossenleiter, an der sie entlang hangeln kann oder an der man was einhängen kann, z.B. ein Seil oder Hängesessel. Bei der gegenüberliegenden Ecke, also die ins Kinderzimmer rein, dachte ich an eine Rutschstange, die auch Stabilität geben soll. Leider kann ich die Zimmerdecke nicht besonders belasten, weshalb die Last hauptsächlich auf die Wände und die Stange als Stütze verteilt werden soll.
Die Matte soll in einem Kasten liegen, um das Verrutschen zu vermeiden.
Nun meine Fragen:
Wie gesagt, die Wand hat zwei Seiten, jeweils ca. 1-1,5 x 2m. Mit wievielen Griffen muss ich da rechnen?
Für die Wände plane ich mehrere senkrechte Latten an der Wand, darauf die Platten verschraubt. Mit welcher Plattendicke sollte ich rechnen? Bei Multiplex hat man ja eine Auswahl, aber die günstigeren OSB Platten sind glaube ich im wesentlichen nur in einer Dicke zu bekommen.
Weitere Anregungen sind natürlich gerne willkommen 🙂
Danke und viele Grüße
Patrick
Tobias · 31. Mai 2021 um 10:43
Hallo Patrick,
Dein Kletterwand-Projekt klingt inspirierend! Wegen der Dicke der Platten würde ich mir keine großen Sorgen machen – über Eck und nur für Kinder ist die Belastung ja überschaubar. Wenn Du OSB-Platten nehmen möchtest, würde ich so um die 2 cm Dicke tippen (gibt es auch in allen möglichen Dicken!).
Griffe brauchst Du nur wenige, wenn Du sparen willst. Mit 10 Griffen kann man jede Menge interessante Kletterprobleme kreieren, wenn man bereit ist, sie immer mal wieder „umzuschrauben“.
Viel Spaß und Erfolg und schöne Grüße
Tobias