Aktualisiert am 3. Juli 2023 von Tobias

Wo macht das Wandern den Kindern am meisten Spaß? Richtig, auf kleinen Abenteuer-Wegen! Dort sind sie beschäftigt mit Kraxeln, Entdecken und Wegfinden. Das ist meist viel schöner und entspannter für die Outdoor-Familie als der breite Feldweg um die Ecke (bei dessen Begehung das „Wann-sind-wir-endlich-da?“ dominiert). Aber wo gibt es diese romantischen kleinen Wege und auf welcher Wanderkarte findet man sie?

Kleine Wanderwege finden

Da wir zur Zufriedenheit solche Wege regelmäßig brauchen, haben wir verschiedene Methoden entwickelt, wie sich effizient möglichst optimale kleine Wanderwege und Wanderungen finden lassen. Und tatsächlich gibt es die fast überall, auch direkt vor der Haustüre (ausgenommen vielleicht Berlin-Mitte oder München-Schwabing).

Traditionell wird zur Auswahl einer Wandertour zunächst einmal die Wanderkarte studiert. Tatsächlich finden sich in vielen Wanderkarten bereits ansprechend aussehende Wege. Dies sind in aller Regel diejenigen, die gestrichelt oder gepunktet (noch besser) eingezeichnet sind. Aber zahlreich sind diese von uns gesuchten Wege auf den klassischen Papier-Wanderkarten meist nicht. Und in der Nähe auch nur, wenn man in den Bergen wohnt. Und wer wohnt dort schon?

Zum Glück gibt es heutzutage noch einige weitere praktische Quellen. Man ahnt es schon, die Recherche findet wieder mal auf Computer und Smartphone statt. Da letzteres so praktisch auch gleich mit auf die Wanderung genommen werden kann, konzentrieren wir uns hier auf die smarten mobilen Helfer. Die fungieren dann auch gleich noch als GPS und helfen den Familienwanderern (und allen anderen) bei der sicheren Wegfindung.

Karten-Apps

Elektronische Wanderkarte mit eingezeichneter Route in der Nähe des SäntisUnser absolutes Lieblings-Tool, das uns als Familie bereits zu vielen schönen Wanderungen verholfen hat, ist die App Oruxmaps (nur für Android, für iPhone s.u.). Klar, der Name klingt zunächst eigenwillig. Dafür ist diese Android App kostenlos und werbefrei. Es gibt noch nicht einmal eine Pro-Version. Wer den Entwickler unterstützen möchte, besorgt sich die Donate-Version, die eine kleine Spende beinhaltet (und nein, wir bekommen kein Geld oder irgendwas für diese Werbung!). Mit Oruxmaps lassen sich Wanderkarten online anzeigen. Und sie lassen sich in der App selbst nach Bedarf herunterladen und ohne Internet-Verbindung (offline) verwenden.

Weiterhin kann man sich damit seinen aktuellen Standort auf der Karte anzeigen lassen und auch den zurückgelegten Weg aufzeichnen. Dies ist nicht nur für Hänsel und Gretel zum zurückfinden interessant, sondern auch, um beispielsweise zu sehen, wie weit Eltern und Kinder schon gelaufen sind. Oder, um die Route später mit anderen Interessierten zu teilen.

Interaktion eines Wanderers auf einem Stein mit einem HandyAll diese Funktionen lassen schon den einzigen Nachteil der App vermuten: sie wirkt beim ersten Verwenden etwas kompliziert (weshalb der Entwickler mittlerweile auch extra einen Anfängermodus spendiert hat). Das betrifft aber genauso den klassischen Mitbewerber im Vergleich, LocusMaps (auch nur für Android). Und was tun iPhone-User? Für diese Plattform (und auch für Android) ist z.B. Gaia GPS verfügbar (allerdings mit teuren In-App-Käufen).

Karten-Auswahl

Für alle Karten-Apps gibt es schöne und praktische Wanderkarten. Sollen die Karten kostenlos sein, so basieren sie meist auf OpenStreetMap. Diese Karte wird durch eine große freiwillige Community erstellt, die unentgeltlich Kartenmaterial im aller Welt zusammen trägt. Besonderer Vorteil dieser Methode für uns ist, dass bei diesen Kartendaten auch zahlreiche Juwelen von kleinen Wegen verzeichnet sind, die sonst auf keiner Wanderkarte zu finden sind. Die reguläre Kartendarstellung von OpenStreetMap ist für Wanderer allerdings weniger geeignet. Dafür steht für Oruxmaps mit der spezialisierten Karte 4umaps eine schön anzuschauende und pragmatische Wanderkarte zur Verfügung. Bei Bedarf lässt sich ein passender Ausschnitt der Karte zu Hause mit dem Kartentool in der App zum Mitnehmen herunterladen.

Wer in der Schweiz oder in Norwegen unterwegs ist, wird mit Oruxmaps besonders glücklich sein: die sehr guten offiziellen schweizer und norwegischen Landeskarten stehen jeweils in der App direkt zu Verfügung!

Offline-Karten am Computer

Alte Wegweiser, die verstreut auf dem Boden herumliegenAuch am Computer lassen sich gute Offline-Karten erstellen. Das gelingt mit dem uralten aber immer noch tadellos funktionierenden Programm Mobile Atlas Creator. Auch beispielsweise die hervorragenden und kostenlosen schwedischen und norwegischen offiziellen Wanderkarten lassen sich damit für Oruxmaps bearbeiten.

Community-Apps

Eine andere interessante App, die sowohl zum Planen von Wanderungen als auch zum Auffinden toller wenig begangener Wege nützlich ist, ist alpenvereinaktiv.com oder outdooractive.com. Bei beiden Apps muss man allerdings für das Mitnehmen sinnvoller Offline-Karten extra bezahlen. Viel besser ist da die alte Version der Alpenvereins-App, die das noch kostenlos kann (wird bestimmt irgendwann eingestellt – bis dahin: Empfehlung!). Dafür mit weniger umfangreicher Auswahl an Kartenmaterial. Aber die für uns hier wichtige Karte, „outdooractive summer“, ist enthalten.

Mädchen duckt sich unter einem Baumstamm hindurch beim Laufen durch einen BachEigentlich ist diese Karte nicht besonders attraktiv. Aktuell (Stand 2019) ist das Kartenmaterial nämlich relativ veraltet (was durch die Möglichkeit, OpenStreetMap einzublenden, kompensiert wird). Aber gerade die etwas älteren Karten bieten für Pfadfinder eine hervorragende Chance. Sind doch in dieser Karte eine große Zahl ehemaliger Wege enthalten, die heute bestenfalls noch verwunschene Schleichwege sind. Ein Abgleich mit der Wanderkarte oder Oruxmaps-OpenStreetMap Karte zeigt, welche Wege nicht mehr enthalten sind. Diese versprechen, besonders spannend zu sein. Manchmal einschließlich spannender Abenteuer für die ganze Familie bei der „Erstbegehung“. Ein weiterer schöner Pluspunkt von alpenvereinaktiv.com/outdooractive.com ist die Möglichkeit, am Computer oder Smartphone vor der Wanderung seine Runde zu planen. Im Ergebnis bekommt man Kilometerangabe, Höhenprofil und eine fertige Route fürs GPS. Auch finden sich dort viele bereits fertig geplante Touren anderer Mitglieder der „Community“.

Wanderweg-Verzeichnisse

Die dritte Möglichkeit bieten Wander- und Bergsteiger-Portale wie beispielsweise hikr.org. Dort können die Touren nach Schwierigkeit und Lokalität geordnet werden. Auch dies führt zu manchem schönen Treffer, besonders in den Bergen. Oder man schaut sich bei den Premium Wanderwegen (Deutschland – nur ein Beispiel!) um. Wobei die meist zu lang für kleinere Kinder sind und häufig doch noch recht viel langweilige Straße beinhalten (es scheint manchmal wichtiger, an Tourismusorten vorbeizukommen als die schönsten Wege zu verwenden).

Kommerzielle und nichtkommerzielle Wanderkarten

Steiler und nasser Abstieg an einer Kette über rutischige Felsplatten, mit Kraxe auf dem RückenEin Problem des OpenStreetMap Kartenmaterials sei nicht verschwiegen. Insbesondere für die tatsächliche Navigation vor Ort bei der Wanderung kann die nichtkommerzielle Datenbasis problematisch sein. So sind eben doch bei weitem nicht alle Wege auf OpenStreetMap verzeichnet. Verlässlicher sind hier kommerzielle Portale. Beispielsweise die Karten des Alpenvereins in elektronischer Form. Das sind die wahrscheinlich besten Karten für den Alpenraum. Und es ist schön, sie auf dem Handy dabei zu haben. Auch die Kompass-Wanderkarten gibt es in digitaler Form für zahlreiche Gebiete als zumindest brauchbare zweite Wahl.

Die vernünftige Wegwahl

Wichtig ist, sich mit dem ausgesuchten Weg nicht zu überfordern. Im Flachland kann dabei nichts dramatisches passieren. Schlimmstenfalls geht es einmal nicht weiter im Wald oder an einem Bach und der Weg muss ein Stück zurückgegangen werden. Sucht man sich allerdings kleine Wege im Gebirge, ist deutlich mehr Vorsicht angebracht. Dabei kann es sich durchaus mitunter auch um halsbrecherische und haarsträubende Unternehmungen handeln. Gerade bei den durch Nutzer selbst gepflegten OpenStreetMap-Wegen.

Ein guter Anhaltspunkt für den Grad des Abenteuers, der einen auf dem selbst gefundenen Weg erwartet, ist die SAC-Wanderskala. Diese reicht von T1 (sehr einfach und sicher) bis T6 (nur Bergakrobaten zu empfehlen). Für die meisten Familien mit kleineren Kindern dürften sich wohl T1 und T2 eignen. Wird es etwas schwieriger gilt es, sich vorsichtig an die Herausforderung heranzutasten. Praktischerweise sind viele der Wege und Pfade, wie man sie in den 4umaps findet, in der Karte mit einer T-Markierung versehen. So kann man sich bereits vorab relativ zuverlässig informieren. Sonsten hilft eventuell eine Internetrecherche bei einschlägigen Wanderportalen (s.o., hikr.org). Dabei ist allerdings zu beachten, dass die hier beschriebenen Wanderungen zumeist von ausgebufften Berg-Profis geschildert werden und sich die Beschreibungen auch nicht speziell an Familien richten.

Initiative!

Kleiner Junge rennt durch den WaldWer nun, vor der eigenen Haustüre oder anderswo, einen schönen neuen Weg findet, darf diesen gerne selbst in die OpenStreetMap Datenbank oder z.B. als alpenvereinaktiv-Tour eintragen. Oder seinen Tipp gleich hier als Kommentar weitergeben. Und damit vielleicht zukünftig wanderbegeisterten Familien auch einen wunderbaren Tag bescheren.

 
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