Wir haben entschieden: unsere Kinder sind reif für den Gletscher! Für das erste Gletscher-Abenteuer mit Kindern suchen wir uns bewährtes Übungsgelände: der Steingletscher soll es sein. So macht sich unsere Alpenvereins-Kindergruppe Freitagabend auf den Weg zum Hotel Steingletscher. Drei Familien, zwei Übungsleiter, wir sind bereit für Berg und Gletscher! Am Abend stürzen sich die Kinder aber erstmal auf die zahlreichen Spiele, die es hier auszuleihen gibt!
Nach ruhiger Nacht – wir sind im Lager fast alleine – rennen die Kinder schon vor dem Frühstück gleich wieder energetisch um die Hütte. Gut so, damit essen sie vom Frühstücksbuffet alle ordentliche Portionen, die hoffentlich ein Stück weit über den Tag reichen werden. Wir haben ja viel vor heute!
Auf den Gletscher
Der Tagesplan ist ganz einfach: vom Hotel zum Parkplatz, auf den Gletscher, den Kindern alles beibringen, was wichtig für Spiel, Spaß und Uberleben auf dem Gletscher sein könnte, und einen schönen Tag genießen! Nach kurzem Anmarsch zum unteren Ende des Gletschers ist unsere Truppe kleiner Leute sofort begeistert. Mit Steigeisen, Grödel, Pickel richtig auf dem Gletscher – das ist neu und aufregend!
Auch für die Erwachsenen ist es hier interessant: am Steingletscher ist die Gletscherschmelze sehr sehr deutlich zu sehen. Und so sieht dieser Gletscher im Gegensatz zu früher auch für uns mittlerweile aus wie ein Hindernisparcours. Interessante Frage, wie man möglichst elegant und sicher überhaupt über die ersten aperen Meter hinwegkommt. Links wartet jede Menge Schotter, rechts warten imposante Spalten, dazu kommt deutliche Steinschlaggefahr aus den Bergflanken – interessant.
Im Moränen-Labyrinth
Für den Weg nach oben entscheiden wir uns für das Labyrinth aus kleinen und großen Steinen, das im unteren Bereich mittlerweile weite Teile des Steingletschers bedeckt. Prinzipiell wäre das hier nicht weiter schwierig, allerdings ist es ziemlich anspruchsvoll, einen Weg zu finden, der für alle sicher begehbar ist und frei von spontaner Verschüttungsgefahr. Aber: die Sonne scheint, die Stimmung ist gut, und wir haben Zeit. Kein Problem!
Die Kinder verhalten sich sehr umsichtig und bleiben alle vernünftig auf dem erkundeten Weg. So winden wir uns wie ein langer Wurm durch den eindrucksvollen Haufen Geröll. Teils sind die vom Gletscher rechts und links von unserem Pfad abgelegten Blöcke hier mehrere Meter hoch. Auf diese Weise ist hier ein ganz eigenes kleines Gebirge auf dem Eis entstanden. Und untendrunter liegen spaltige Eis-Schluchten versteckt.
Große Kinder Eiswand
Irgendwann zurück auf dem aperen Gletschereis türmt sich die bekannte Steilstelle vor uns auf. Hier können die Kinder zum ersten Mal ein bisschen Eisklettern ausprobieren. Aber zuerst mal verlegen wir gut 100 Meter Seil durch die „Wand“. So bleibt alles im sicheren Bereich für unsere kleinen großen Kletterer und Kletterinnen.
Es ist schön zu sehen, wie souverän die Kinder das steile Eis hochkraxeln. Eispickel und Steigeisen verwenden sie, als seien sie schon immer damit herumgelaufen. Und auch ein kleiner klassischer Unfall – ein etwas altmodisches Kinder-Steigeisen tritt plötzlich alleine den Weg zurück nach unten an – wird souverän bewältigt.
Unterwegs nach oben gibt es direkt neben uns schon wieder einiges zu bestaunen. Insbesondere die imposanten Spalten, die hier auf dem steilen Rücken des Gletschers entstanden sind, laden zum Bewundern ein. Dass dazwischen schon vereinzelt der Fels unter dem abgeschmolzenen Gletscher sichtbar wird, lädt dagegen eher zum Nachdenken ein. Klimaerwärmung ist leider überall.
Nach und nach pickelt sich die ganze Kinderschar erfolgreich nach oben über das steile Eis. Die Technik haben sie jetzt wohl drauf. Und auch die Moral ist weitgehend noch gut. So nehmen wir dieses Highlight als Höhepunkt des Tages und freuen uns, dass alle oben angekommen sind. Von hier aus gäbe es einen leichten Weg über den wieder deutlich flacheren Gletscher hoch zur Tierberglihütte. Den lassen wir heute weg, da am nächsten Tag ziemlich mieses Bergwetter erwartet wird und wir uns den alpinen Weg nach unten mit Kindern im potentiellen Schneeregen gerne ersparen wollen.
Steiles Abseilen auf steilem Eis
Somit steht als nächste Übung auf dem Gletscher an, heil wieder herunterzukommen. Die gut 100 Meter Steilstelle werden Kinder und Erwachsene in kleinen Bündeln (und pendelnd) abgelassen. Auch hier sind wieder alle bei der Sache und zum Teil erweist sich die Aktion als durchaus spannende Koordinationsübung. Und trauen muss man sich das ja auch erst einmal, sich so auf dem Eis ins Seil zu hängen.
Ziemlich rasch ist wieder ebener(er) Boden erreicht. Aber wollen wir uns wirklich nochmal durch dieses grobblockige labile Geröllfeld tasten? Wir entscheiden uns für Abwechslung und halten uns bergab weiter links, wo die interessanten Spalten warten.
Mitten durch die Gletscherspalten
Die durchaus ansehnlichen Spalten im unteren Bereich des Gletschers sind wieder Nervenkitzel pur: Abseilen und Ablassen über eine Kante sind spannend (manchmal fast zu spannend), weshalb wir die Kinder dabei von oben und unten per Seil lenken. Einige Kinder wollen dann aber prompt so tief wie möglich in die Spalten, erkunden, entdecken, mehr Abenteuer! Gletscher können echt vielfältig sein!
Am Ende der Schwierigkeiten, die uns der Steingletscher heute bietet, sind die Kinder offenbar immer noch fit. Jedenfalls springen sie die letzten harmlosen Meter über den aperen Gletscher weit voraus. Derweil sind wir Erwachsene durchaus gut bedient mit Abenteuer, Sport und Management. So einfach ist das gar nicht, solch eine lebhafte Kinderbande sicher und zufrieden über einen Gletscher zu geleiten. Aber schön!
Ein rundes Abenteuer
Und auch am Parkplatz hält die Gruppendynamik die junge Bande wach. Der Gletscherbach bildet hier ein malerisches Delta – das offenbar sehr dazu anregt, über und in kleine Wasserläufe zu springen. Derweil werden für die Kinder Nudeln und für die Erwachsenen Kaffee gekocht, was für eine vernünftige Abrundung für den Gletscher-Abenteuer-Tag!
Wir haben gelernt: Gletscher mit Kindern ist super. Allerdings braucht es auch wirklich intensive Betreuung, für Kinder wie Anfänger-Eltern. Mehr als drei oder vier Personen sollte ein einzelner Leiter wohl nicht begleiten (und wer sich nicht auskennt, bucht sowieso erst einmal einen Gletscherkurs!). Und mindestens zu zwei zu sein in der Führung von so einer lustigen Gruppe bietet wichtige Flexibilität und Sicherheitsreserven. Kinder und Eltern sind sich einig: das wollen wir wieder tun!
1 Kommentar
Ursula Vogler · 14. November 2021 um 18:31
Sehr spannendes Abenteuer- und die Kinder gut dabei!