Knetball auf Nase balancier

Unsere Kinder vermissen ihre Freunde und Freundinnen. Wie können Kinder etwas gemeinsam(es) unternehmen, ohne sich zu begegnen? Die Idee der Schnitzeljagd war geboren. Im letzten Artikel habe ich es schon angekündigt. Hier kommt jetzt unser Erfahrungsbericht zum Thema Schnitzeljagd als „soziales“ Erlebnis in Corona-Zeiten.

Freunde, die sonst gern mit uns zusammen draußen sind, waren gleich Feuer und Flamme und erklärten sich bereit, gegenseitig eine Schnitzeljagd einzurichten. Spontane Begeisterung äußerten auch unsere Kinder, allerdings nur für den Teil „einen Schatz suchen“. Für „einen Schatz verstecken“ haben sie sich anfänglich nicht so sehr interessiert.

Schnitzeljagd-Varianten

Inhaltlich haben wir uns keine Beschränkungen gegeben. Jede Familie war sozusagen für die Ideenfindung selbst zuständig. Das Tollste an der Vorbereitung von Schnitzeljagden ist es, etwas zu schaffen, was es vorher nicht gab. Und noch dazu mit vergleichsweise einfachen Mitteln die Kinder zu begeistern. Entsprechende Anregungen für Schnitzeljagd gibt es im Internet genug. Wir haben eine Räuber-Schnitzeljagd vorbereitet und eine Waldzirkus-Schnitzeljagd mit Puzzle eingerichtet bekommen. Ich kann nur jeden ermuntern, es auszuprobieren. Erwachsene können allerhöchstens an ihrem eigenen Perfektionismus in der Vorbereitung scheitern. Dann lieber einfach und ohne Schnickschnack. Die Kinder freuen sich sowieso am meisten über das Wege suchen UND die Belohnung am Ende. Sobald unsere ein Wegzeichen entdeckt haben, sind sie nach einem kurzen Freudenschrei losgerannt.

Die Schnitzeljagd-Organisation

Wegmarkierung anbringen

Organisatorisch gab es mehr Abstimmungsbedarf. Theoretisch hatten wir viele Ideen, wie es laufen könnte. Grundsätzlich unterscheiden sich die Varianten darin, ob die Fährtenleger und die Jagenden zeitgleich unterwegs sind oder zeitversetzt die Suchstrecken einrichten und ablaufen. Die klassische simultane Variante: die einen gehen vor, die anderen versuchen, die ersten zu finden und einzuholen. Das geht aktuell nicht so gut. Denn die Idee ist ja gerade, sich nicht zu treffen (Versammlungsverbot, Ansteckung, etc.). Eine theoretisch sehr schöne Variante für simultane Schnitzeljagd ohne Begegnung wäre, sich über die Strecke so zu verständigen, dass sie einem „Kreis mit Lücken“ oder einer „Sternentour“ entspricht. Die beteiligten Familien kommen von zwei oder mehr Seiten. Auf dem Hinweg zu einem vereinbarten Punkt (der sich nicht ganz mit den anderen trifft), sind sie Fährtenleger. Ab der „Hälfte“ folgen sie den Fährten der anderen. Vorteil der simultanen Variante: Allein zu wissen, dass die anderen auch unterwegs sind, stärkt das Gefühl einer gemeinsamen Unternehmung. Nachteil: Je nach Alter ist es ziemlich viel, eine Strecke einzurichten und gleich darauf einer Strecke zu folgen. (Konzentration und Ausdauer lassen bekanntlich bei allen irgendwann nach.)

Fundstücke werden untersucht

Zeitversetzt ist deutlich einfacher zu organisieren. Die Strecken können eingerichtet werden, wenn es gerade passt. Und die anderen können der Schnitzeljagd folgen, wann immer sie wollen. Simultan wäre lustig gewesen, aber wir haben bisher tatsächlich auch „nur“ die zeitversetzte Variante organisiert.

Los geht die wilde Jagd

Und so haben wir es letztendlich gemacht. Wir hatten ein Telefonat. In diesem haben wir uns geeinigt:
– dass wir uns ein Wegsuchen MIT Aufgaben und Schatz am Ende vorstellen
– in welchem Waldstück und besonders welchem Radius (strecken- und zeit-mäßig) wir uns „jagen“ wollen
– wann wir voraussichtlich dazu kommen, unsere jeweilige Strecke einzurichten. Das Fine-tuning haben wir dann ganz zeitgemäß über Messages gemacht.

Igel aus Knete - Ergebnis einer Aufgabe

Richtig gut für uns war die Tatsache, dass wir gleich zwei Tage im Wald beschäftigt waren: Den ersten Tag zum Einrichten. Den nächsten Tag, um den Spuren der anderen zu folgen. Obwohl wir uns extra für ein Gebiet entschieden haben, das wir alle richtig gut kennen, war es keinen Moment langweilig. Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Und manchmal sieht man lauter Bäume plötzlich mit anderen Augen. Bei uns hatten zumindest die Kinder im beginnenden Schulalter auch richtig Interesse und Spaß, sich zu beteiligen, wenn es darum ging, den Weg für die anderen zu bestimmten und Aufgaben zu entwickeln, die erledigt werden sollen. Für die jüngeren war es eher spannend, wirklich mal vom offiziellen Wanderweg abzugehen. (Hier muss man vorsichtig sein und gucken, wann und wo das geht. Es gibt auch Waldgebiete, in denen es ein No-Go ist, den Weg zu verlassen.)

Vereinzelte Gemeinsamkeit

Kinder machen Kunststücke

Zu einem gemeinsamen Erlebnis ist es geworden, weil alle wussten, dass die jeweils anderen die Schnitzeljagd eingerichtet haben UND weil wir Fotos gemacht haben. Für die Kinder war es ziemlich schön, sich gegenseitig als Räuber verkleidet oder als Akrobaten Kunststücken im Wald machen zu sehen. Das Gefühl, dass die anderen etwas machen, was man sich selbst ausgedacht hat, hat seinen Reiz. Keine Ahnung, ob die Gewissheit, zeitgleich unterwegs zu sein, das Gefühl einer gemeinsamen Sache noch bestärkt hätte? Vermutlich schon ein bisschen. Vor allem, wenn dann abwechselnd Fotos gesendet werden.

Mutter und Kind machen eine Pyramide

Wir sind uns sicher, dass wir wieder eine Schnitzeljagd anstiften werden. Und, wenn es geht, auch mal die „simultane“ Variante mit einem „Nicht-Treffen“ ausprobieren. Oder wir machen mal eine reine Fotojagd und hinterlassen dann ganz persönliche Nachrichten für unsere Freunde und Freundinnen, welche die Plätze dann hoffentlich (auf-)suchen und finden werden. Geocaching light sozusagen. Eine sehr gute Idee für Städte wurde uns von Stefan per Kommentar geleifert. Er hat mit seinen Kindern nach Tieren gesucht – Wetterhähne, Brunnenlöwen usw. Aus ihren Funden haben sie ein Zoorundgang gemacht, den sie mit anderen Familien teilen. Wir werden uns auch bald auf die Suche begeben und hoffentlich auch einen eigenen Zoo in unserer Nähe entdecken.


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