Aktualisiert am 30. Januar 2023 von Tobias
Kinder und Gärtnern passen super zusammen. Im eigenen Beet Pflanzen (und Tiere!) pflegen, beobachten, erntern – das begeistert! Aber nicht alle Familien haben einen eigenen Garten. Wir zum Beispiel nicht. Trotzdem wollen wir auch so einen wilden Experimentier-Platz für Kinder, Pflanzen und Tiere haben. Zum Glück gibt es Balkone. Wir erzählen, wie das zusammenpasst, und was es zu erleben gibt mit dem Beet auf dem Balkon (oder dem Hochbeet im Garten).
Aufbau eines Hochbeets
Zuerst ist Heimwerken gefragt. Und etwas Planung: wie groß soll das Beet sein? Wir haben mit einer Obstkiste angefangen. 60 x 40 cm klingt nicht viel, hat aber überall Platz und bietet schon viele Möglichkeiten für Pflanzen und Entdecken. Nach einem Jahr Obstkisten-Garten (und dank Corona-Zeit) hatten wir dann aber Lust auf mehr. So haben wir kurzerhand ein ganzes Viertel unseres Balkons zum Garten umgewidmet.
Bei der Wahl des richtigen Standorts ist Verschiedenes zu beachten. Die Stelle darf nicht zu dunkel sein. Und sie darf die Kinder nicht zu gefährlichen Turnereien in der Nähe des Balkongeländers verleiten. Und – so ein Beet mit Erde und Wasser hat auch ein Gewicht. Es sollte also auch eine tragende Wand drunter in der Nähe sein (bei Zweifeln lieber Statiker fragen!). Wir planen unser Beet 2 x 1 Meter groß, das ist auf jeden Fall üppig genug!
Der Aufbau ist ziemlich einfach. In jede Ecke kommt ein dicker Pfosten, drumherum Bretter, an den langen Seiten evtl. noch eine Verstrebung zur Stabilisierung. Soll das Beet besonders verwitterungsfest werden, wählt man am besten Lärche oder Douglasie (Vorsicht: sibirische Lärche zerstört Urwälder! Und so ein Beet ist auch nicht für die Ewigkeit gedacht, einheimische Fichte, am besten FSC, tut es also auch!). Der Boden existiert schon und sollte wohl „von Natur aus“ unempfindlich für Nässe sein. Damit das Holz nicht gleich verfault und der neu geschaffene Garten nicht in den restlichen Balkon weiter wandert, kleiden wir unser fertiges Beet noch mit Teichfolie aus (kann man auch anders lösen!). Und wer mag, kann problemlos auch das ganze Hochbeet schon fertig erwerben.
Die richtige Erde für das neue Hochbeet
Eine spannende Wissenschaft ist der optimale Bodenaufbau. Bestimmt gibt es dazu tolle Bücher und Wissenschaft. Wir haben es einfach ausprobiert, mit gutem Erfolg. Unser Rezept: ganz unten eine dünne Schicht Erde (damit die Folie nicht kaputt geht). Darauf großzügig Holz-Hackschnitzel, als simulierte „Wasserader“.
Dort drauf haben wir dann eine Portion übriggebliebener Pappe (ohne Plastikteile natürlich, und schön zerkleinert) verteilt – ein großer Spaß für die Kinder. Auf die Pappe folgte etwas Waldboden, um gleich möglichst viel interessantes Leben mit zu integrieren (Pilze, Bodenbewohner etc.; da muss natürlich vorher der Waldbesitzer gefragt werden!). Und als oberste Schicht folgen ein paar Säcke torffreie Bio-Blumenerde – fertig ist das Beet!
Aussaat im Hochbeet
Soviel zur Vorarbeit. Jetzt dürfen die Kinder endlich Gärtner sein! So ein Beet auf dem Balkon wird auch von der Wohnung aus (wohl oder übel) ganzjährig recht gut geheizt. Somit kann man darin mutig auch fast das ganze Jahr über alles Mögliche pflanzen und ernten.
Am üppigsten funktioniert das Pflanzen und Säen für viele Nutzpflanzen so ab April / Mai. Super funktionieren dabei auch bei wenig Raum z.B. Radieschen (klassisch), Zuckerschoten (süße Erbsen, seeehr beliebt bei unseren Kindern!), kurze Karotten (sie nennen es „Süßstengel“, wächst allerdings nur so groß, wie das Beet tief ist) und Tomaten.
Vielfalt im Hochbeet
Auch für Obst ist unser kleiner Hochbeet-Garten gut. Im Sinne von Bio- und Permakultur wird es ja sowieso immer moderner, vielfältig anzubauen. So haben wir eines Tages auch Himbeeren, Brombeeren, ein paar Erdbeeren und Walderdbeeren und einen kleinen Johannesbeerstrauch eingepflanzt. Im ersten Jahr gibt es davon noch nicht sehr viele Früchte, trotzdem viel Begeisterung. Und den ersten kalten Winter hat das Obst nun auch gut überstanden. Wir sind gespannt auf die neue Erntezeit!
Im Laufe des Sommers wird unser Beet immer vielschichtiger und abwechslungsreicher und für die Kinder (und Eltern) immer spannender zum Entdecken. Das Anpflanzen in mehreren Etagen (z.B. in Bodennähe Kräuter, drüber Karotten, Erdbeeren, usw., noch weiter oben Sträucher aller Art) funktioniert gut und macht die wenigen Quadratmeter noch viel wertvoller für die menschlichen und tierischen Nutzer. Auch wenn wir keine Ahnung von Permakultur haben – so ungefähr muss sie doch aussehen!
Blumen und Pilze im Hochbeet
Im Sommer wird unser kleiner Garten dank vielfältiger Bepflanzung (will meinen, fleißigem Säen der Kinder) nicht nur nützlich sondern auch noch eine Augenweide. Ein paar Wildblumen in einer Ecke, zwei oder drei Sonnenblumen, das sieht fantastisch bunt aus. Und für die schwer bedrängte Welt der Insekten (die wir ja auch selbst brauchen, damit unsere Tomaten etc. bestäubt werden!) sind unsere Blühpflanzen auch gut.
Der Herbst bringt ganz eigene spannende Entwicklungen. Dank des abwechslungsreich angelegten Bodens gedeihen plötzlich verschiedenste Arten von Pilzen in unserem Gärtchen. Besonders ein morscher Baumstamm, den wir mittig im Beet untergebracht hatten, hat es ihnen angetan. Sehr interessant finden wir einen Schleimpilz, der sich tatsächlich jeden Tag verändert – wunderschön, für so einen unhübschen Namen!
Tierische Garten-Bewohner
Aber auch ganz durchschnittlich aussehende Pilze kommen bei uns zu Besuch. Und – hier im Bild im Hintergrund – eine zunehmende Zahl Weinbergschnecken. Die haben unsere Kinder von irgendwo her eingeschleppt. Und offensichtlich gefällt es ihnen bei uns. So dass sie sich so sehr vermehren, dass zwischenzeitlich ein großes „Auswilderungsprojekt“ ins nächstgelegene ordentliche Gebüsch stattgefunden hat. Ist bestimmt gut für den Artenschutz?
Zum Glück lässt es sich in unserem Beet offenbar gut koexistieren – bis auf Sonnenblumenblätter wurde bisher nichts Wesentliches weggefuttert. Und die Kinder haben ihren ganz privaten Zoo. Mit Tierchen, die garantiert keinen Ärger machen. Nicht mal im Urlaub. Dafür haben unsere Weinbergschnecken-Beettiere auf jeden Fall ein paar grüne Blättchen verdient (essen wohl meist das, was ohnehin schon welkt). Guten Appetit.
Ein neuer Frühling!
Und was passiert im nächsten Frühling? Zuerst mal jäten wir etwas Gras. Das ist den Winter über kreuz und quer im Beet gewachsen. Das „gemähte“ Gras bleibt natürlich im Beet, drauf kommt eine frische Schicht Erde. Und schon kann es wieder losgehen, mit dem Säen. Die Kinder sind nach wie vor begeistert dabei, unser kleines privates Stück Wildnis zu gestalten.
Es ist dieses Jahr schon früh warm, und so trauen sich die ersten zarten neuen Pflänzchen gleich im März aus der Erde (neue Radieschen, Zuckerschoten, Karotten). Wie schön, unser kleiner Garten direkt vor der Balkontür. Willkommen Frühling, willkommen Natur bei uns zu Hause!
Nachtrag: Nach Covid und nach Auszug aus der Wohnung und Einzug (oder so ähnlich) in einen schönen wilden Garten gibt es „unser Kinder-Beet“ weiterhin. Wie es umgezogen ist (und viele andere Hausbau-Kleinigkeiten), steht in unserer Abenteuer-Haus-Geschichte geschrieben.
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