Aktualisiert am 30. Januar 2023 von Tobias
Wie geht das, Klettern mit Kindern? Ist es auch schon möglich, mit Babys und Kleinkindern klettern oder bouldern zu gehen? Outdoor, zum Felsklettern, oder besser in der Kletterhalle? Und was ist mit Klettersteigen? Ab welchem Alter, und welche Ausrüstung wird gebraucht? Wir gehen regelmäßig und mit viel Freude mit unseren Kindern klettern, in die Kletterhalle oder an den Fels. Dabei haben wir in den letzten Jahren so manche interessante Erfahrung gemacht. Ein paar Eindrücke, Ideen, Hilfe und Tests von Material im realen Outdoor-Einsatz will ich hier weitergeben.
Zunächst stellt sich die Frage: wer kann überhaupt klettern? Die Antwort ist einfach: jede(r)! Kleine Babys können sogar schon klettern, bevor sie krabbeln können. Jedenfalls ein bisschen. Wer sein Kleinkind regelmäßig unter einem Spielbogen parkt, wird dies früher oder später feststellen (insbesondere auch, wie so der Spielbogen fachmännisch zerlegt wird!). Hier also der Reihe nach Tipps für Babys, Kleinkinder und die Großen.
Babys

Bei der alten Hausener Wand im Donautal (ansonsten gar nicht kindergeeignet) findet sich dieser praktische Baby-Unterschlupf
Trotzdem werden kleine Kinder am Klettersport zunächst eher passiv teilnehmen. Am besten geht das, solange sie noch nicht krabbeln können. Da kann man sie dann einfach für eine Zeit an einem sicheren Ort in der Nähe der Kletterroute ablegen. Oder die Familie geht zusammen Bouldern, also Klettern in geringer Höhe ohne Seil. Da kann sich ganz einfach eine(r) mit dem Nachwuchs beschäftigen, während die andere Person aus der Elternrolle in die Rolle des Boulderers schlüpft und nach Herzenslust Boulderprobleme knacken kann. Das geht gleich gut in der Boulderhalle wie auch draußen an den echten Felsen.
Spiel-Raum
Auch möglich ist Seilklettern in übersichtlicher Umgebung. Ganz wichtig ist dabei, das für das Kind ein geschützter Platz zum Liegen und Spielen vorhanden ist. Insbesondere (und das sieht man im Klettergarten leider immer wieder) dürfen Babys natürlich nicht in Falllinie unter den Kletterrouten liegen! Steinschlag auf das Babyköpfchen, das gilt es unbedingt zu vermeiden. Also, entweder man sucht die Kletterhalle auf und dort einen möglichst ruhigen Bereich (wir hatten die besten Erfolge in Randzeiten und mit Babyschale oder Kinderwageneinsatz). Oder es findet sich ein sorgfältig ausgewählter Kletterfelsen draußen. Besonders gut eignet sich da ein Felsen mit großer Wiese drumherum, aber mit etwas Kreativität finden sich auch oft andere gute Lösungen. Beispielsweise diese – garantiert steinschlagsichere – kleine Höhle.
Babyschaukel
Manche Kinder lassen sich auch gerne in einer an einem Baum befestigten Babyhängematte platzieren (diese hier haben wir verwendet, gut ist der Anschnallgurt! Geht auch gut als Babyschaukel, insbesondere mit Feder oben drüber). Beides geht natürlich nur, solange die Kinder nicht allzu mobil sind. Wer es schafft, von seinem sicheren Platz wegzurollen, zu robben oder zu krabbeln, für den brechen neue Zeiten an. Der sichernde Seilpartner sollte jedenfalls souverän genug sein, um nebenher auch noch ein halbes Auge auf das Kind haben zu können. Als Sicherungsgerät sollte beispielsweise ein halbautomatisches Gerät gewählt werden, um auch bei Ablenkung noch eine Reserve zu haben (Unser Favorit ist das Smart, einfach zu bedienen und keine beweglichen Teile dran). Und Toprope-Klettern ist gegenüber dem Vorsteigen zu bevorzugen.
Kleinkinder

Erstes Klettergelände, Bouldern
In der Kletterhalle gibt es häufig einen Kinderkletterbereich, oder ein kindergeeignetes Eck im Boulderraum. Und draußen am richtigen Fels gilt es erneut, die eher beschaulichen Fleckchen zu wählen. Trotz Helm sollte natürlich die Steinschlaggefahr minimal sein. Und je ruhiger die Umgebung ist, je weniger Leute am Felsen stehen, desto eher werden die Kinder auch bei der Sache bleiben. Besonders in den deutschen Mittelgebirgen findet sich da so manch geeigneter Platz.

Klettersteig
Was auch gut geht, wenn die Kinder ausreichend begeistert sind, ist „simuliertes Alpinklettern“. Dazu müssen die Eltern allerdings auch entsprechend versiert im alpinen Sichern sein. Dann ist der Spaß ganz einfach: man suche sich einen leichten alpinen Klettersteig, sichere sich selbst angemessen und sichere sein Kind mit einem 10-20 Meter langen Seilstück nach. So kann auch ein einzelner Erwachsener seinem Kind erste alpine Erfahrungen verschaffen. Mit kleinen Kindern nicht möglich ist dagegen das selbständige Begehen von Klettersteigen. Einerseits gibt es kein Material, das für so leichte Menschen geeignet ist. Und andererseits ist die verlässliche Bedienung der Klettersteigsicherung auch noch nicht gewährleistet. Nähere Infos bietet ein Bericht über unsere Klettersteig-Tour am Tegelberg.
Größere Kinder
Mit größeren Kindern ist beim Klettern fast alles möglich. Solange Eltern und Kinder gemeinsam Lust darauf haben. Oder auch die Kinder alleine. Aber dazu später mehr.
Sichern

Alpines Klettern
Auch das Alpinklettern wird interessant, wenn die Kinder begeistert sind vom Klettern und etwas Durchhaltewillen gewonnen haben. In der Dreierseilschaft mit zwei Erwachsenen sind manch schöne Erlebnisse auch in (gemäßigten) Mehrseillängen-Routen in den Alpen drin. Natürlich sollten vorher die Erwachsenen gelernt haben, wie das alles geht. Und die Techniken souverän beherrschen.
Gruppen
Für dieses Alter gibt es dann auch Jugendgruppen z.B. des Alpenvereins, in denen die Kinder und irgendwann Jugendlichen hervorragend zusammen Spass und Freude an Natur und Sport haben können. Gerade der Wettkampfcharakter, den das Sportklettern dann manchmal annimmt, verhilft vielen Heranwachsenden zu wahren Höhenflügen.
Kindgerecht Klettern – die Motivation
Unabhängig vom Alter, und wir haben ja eben geklärt, dass das Klettern für Kinder jeden Alters möglich ist, stellt sich eine entscheidende Frage: wie lassen sich die Kinder am besten fürs Klettern motivieren? Diese Frage verdient einen ganzen eigenen Artikel. Praktischerweise wollen Kinder ja schon von sich aus ziemlich bald überall hinaufklettern. Hier ein paar Gedanken, wie das weiter zu fördern ist.
Spiele als Vorübung

Spaß beim Klettern
Auch gut funktioniert, das Klettern selbst zum Spiel zu machen. So kann man zwei Kinder zugleich klettern lassen. Wie bereits erwähnt, wird der Wettkampf sie geradezu nach oben treiben. Oder es werden (zu Ostern) zuvor kleine Belohnungen (Süßigkeiten etc.) in der Kletterroute versteckt. Auch wenn ein Erwachsener mitklettert (per Seilweiche eingebunden und gesichert), erhöht das oftmals die Motivation und stärkt die Psyche der Kinder. Und dann gibt es da ja noch ein schönes berühmtes Kinderbuch, in dem die Hauptperson ganz nebenher allerlei Kletterabenteuer besteht.
Am wichtigsten ist, nicht verbissen oder allzu ernst zu werden. Klettern muss zuallererst Spaß machen. Es wäre unrealistisch anzunehmen, dass ein normaler Klettertag mit kleinen Kindern mehr als 2-3 kurze Kletterrouten pro Kind bedeutet. Und für die Eltern fällt häufig auch nicht viel mehr ab. Solange die Kletterei allen Spaß macht und hinterher der Erfolg auch gebührend gefeiert wird, ist alles gut.
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