Aktualisiert am 10. März 2020 von Tobias

Das erste Problem, das sich wanderbegeisterten Neu-Eltern stellt? Wie transportieren, das neue Outdoor-Kind? Wir haben (fast) alles ausprobiert, mit unseren Babys und Kleinkindern. Manch heroischer Test ist kläglich gescheitert, einiges hat sich auch sehr gut bewährt. Hier erkläre ich, welche Erfahrungen wir gesammelt haben, beim Wandern, Trekking und sonstigen Outdoor-Einsatz. Besprochen werden (auch chronologisch) Kinderwagen, Fahrradanhänger, Tragetuch, Tragerucksack und Kraxe. Und, unseren Vorlieben entsprechend, es geht natürlich insbesondere um die Funktion der Kindertragen auf schmalen Pfaden und kleinen verschlungenen Wanderwegen.

Kinderwagen

Die Vorteile und Probleme des Kinderwagentransports sind uns schnell klar geworden. Häufig wird die große mögliche Zuladung gelobt. Allerdings macht diese keine Freude, wenn man auf dem Wanderweg dann versucht, den schweren Kinderwagen samt Gepäck und Kind bergauf durchs Gelände zu bewegen. Das haben wir schon mit dem ersten Baby im Selbstversuch herausbekommen. Natürlich stellt sich das Problem nicht auf beschaulichen breiten ebenen Wegen. Aber dort ist es uns (und den größeren Kindern) auch nicht interessant genug zum Wandern! Wer den Kompromiss dennoch sucht und Lust auf Spaziergänge nicht nur auf geteerten Wegen hat, der sollte sich für einen zumindest halbwegs geländetauglichen Kinderwagen mit breiten Reifen entscheiden. Dabei sind die „Dreiräder“ den Modellen mit vier Rädern (was sagt die Werbung dazu? Sport! Wirklich guter Sport, wenn man das Gerät dann durchs Gelände tragen muss!) in der Wendigkeit deutlich überlegen. Luftreifen und Handbremse helfen auch (ein bisschen).

Kinder-Fahrradanhänger

Nun wollten wir natürlich nicht gleich aufgeben, mit den fahrbaren Untersätzen für unser Baby. Immerhin hört und sieht man ja überall, dass dies der beste Standard sein soll! Also haben wir, unser erstes Kind war noch immer ziemlich klein, ausprobiert, wie sich ein Fahrradanhänger im Gelände macht. Tatsächlich: wenn man ihn rückwärts zieht, geht es damit schon etwas besser durchs Gelände. Das liegt vor allem an den normalerweise größeren Rädern (wie beim Traktor). Auch ist es praktisch für die Manöverierbarkeit, dass man Fahrradanhänger gut in ihrer Achse kippen kann. Ein Nachteil ist, dass zumindest Anhänger für zwei Kinder breiter sind als der normale Kinderwagen. Und leicht sind die Dinger auch nicht unbedingt. Und billig auch nicht. Aber gute Kinderanhänger (mit guter Federung!) sind immerhin ein Kompromiss, mit dem man vieles machen kann. Und, für den Anfang Babyschale (bei manchen Anhängern etwas Basteln erforderlich) oder Babyhängematte (passt jeweils nur für bestimmte Anhänger!) nicht vergessen. Und immerhin – für die Stadt sind diese Fahrradanhänger Gold wert!

Tragetuch

Tragetücher scheinen moderner zu werden. Oder jedenfalls sehen wir um uns herum immer mehr Leute mit Baby im Tragetuch dabei. Und praktisch sind diese bunten Tücher (dieses haben wir selbst im Einsatz) ja wirklich. Viel findet man zu positiven Aspekten für Eltern-Kind-Beziehung und beidseitiger Gesundheit. Das wollen wir hier nicht näher erörtern. Klar ist jedenfalls, dass Eltern und Kinder die Nähe des Tragetuch-tragens und getragen werdens meist sehr geniesen. Und für unsere Wanderzwecke bieten sich auch sehr praktische Vorteile. So bleibt man mit Tragetuch wendig und passt fast überall durch. Und das Gesamtgewicht übersteigt nur wenig die Summe aus Traglings- und Trägergewicht. Kleinere Nachteile sollen aber auch nicht unerwähnt bleiben: so ein Tragetuch ist recht lang, was viele Möglichkeiten bietet, beim Outdoor-Anlegen Dreck, Matsch und sonstige Natur aufzusammeln. Und so ein Tragetuch macht beide Beteiligten recht warm (im Winter auch mal ein Vorteil!). Und so lange das Kind am Bauch getragen wird, sieht man seine Füße nicht. Das ist als Problem für die Sicherheit in etwas schwierigerem Gelände (der berühmte Spruch „Trittsicher und Schwindelfrei“) nicht zu unterschätzen. Dagegen nur eine kleine Unannehmlichkeit: bei Pausen dauert es einen Moment, bis das Tuch fachgerecht ab- und wieder angelegt ist.

Tragerucksack und Manduca

Der Baby-Tragerucksack ist unser persönlicher Favorit auf Wanderschaft. Er bietet fürs Wandern alle Vorteile des Tragetuchs. Und ist dazu noch kinderleicht in der Handhabung (Sogar für Anfänger-Väter kein Problem!). Und dann gibt es auch noch ein kleines Fach für sonstiges Gepäck. Auch das „Einfädeln“ der Kinder, wenn man sie auf dem Rücken trägt, gelingt deutlich einfacher. Welche Form von Babytrage, ob Manduca oder Ergobaby Trage (die beiden kennen wir), ist dabei nicht so wichtig. Immerhin gibt es noch eine besonders leichte Version dieser Kindertrage, sogar mit Regenhülle, mit der Ultralight-Trekker vielleicht noch 200 Gramm sparen lassen. Sogar vor dem Bauch vorwärts tragen kann man Kinder mit manchen Exemplaren. Ob das allerdings outdoor-tauglich ist, haben wir persönlich nicht ausprobiert. Vielleicht etwas gefährlich fürs Kindergesicht, im Unterholz? Mit den normalen Tragerucksäcken jedenfalls haben wir schon viele erfolgreiche Wander-Kilometer zurückgelegt. Genau wie im Tragetuch meist mit geborgen schlafenden und sehr zufriedenen Kindern. Und mit ausreichend großer Regenjacke oder entsprechender „Jackenerweiterung“ (geht auch fürs Tragetuch) sogar wettergeschützt.Vom Baby bis mindestens zum zweijährigen Kleinkind kann man so fast jede(n) komfortabel und „geländegängig“ tragen.

Kraxe

Eine Kraxe (also eine Kindertrage, die so aussieht wie ein richtiger Rucksack) ist gut für Wanderer. Die Diskussion, ob sie auch für Kinder gut, nicht so gut oder gar besonders gut ist, schlägt im Netz hohe Wellen. Tatsache ist, sie ist sehr praktisch! Wir enthalten uns hier der philosophisch-orthopädischen Bewertung. Es gibt schlicht keine brauchbaren Studien zum Thema, kann also sowieso jede(r) behaupten was er/sie will.

Tragekomfort?

Was klar ist: eine Kraxe für richtige Wandertouren sollte sich auch richtig gut tragen lassen. Unsere erste Kraxe war diese hier. Mit richtig viel nettem Schnickschnack (tolles Sonnendach!), und fein gepolstert für das Kind. Was aber, der erfahrene Rucksackträger sieht es bestimmt sofort, gar nicht so gut ist: der Hüftgurt ist ziemlich winzig. Und damit ist fast die ganze Last auf den Schultern. Was bei 10 kg Kind und 3 kg Kraxe und vielleicht noch etwas Gepäck auf Dauer nicht schön ist. Nach einem mehrwöchigen Wanderurlaub wussten wir das dann auch, und haben uns nach einer leichten Kraxe ohne unnötige „Verzierungen“ dafür aber mit einem guten Hüftgurt umgesehen. Am beliebtesten in Deutschland sind sicherlich die verschiedenen Varianten der Deuter Kids Comfort Kraxe. Und tatsächlich, das Tragesystem ist hier sehr viel robuster und damit sehr viel angenehmer auf richtigen Wanderungen. Bleibt nur die Sache mit den Extras. Die sind meist wohl darauf angelegt, bei um den Nachwuchs besorgten Eltern möglichst gut anzukommen. Also wird alles maximal gepolstert und verschnürt. Und damit ganz nebenher auch wieder auf über drei Kilogramm Gewicht gehoben.

Tragekomfort!

Gipfel im Schneeschauer

Bestes Wetter! Wer kennt diesen Gipfel?

Unser Ausweg, mit gutem Tragesystem, geringem Gewicht und absolut ausreichend Comfort? Eine Kraxe des neuseeländischen Herstellers MacPac, und zwar gebraucht aus der vorvorvorletzten (oder so) Generation (gibts gehäuft z.B. bei Ebay-Kleinanzeigen). Wegen des Schnickschnacks, der auch bei MacPac mittlerweile mehr geworden ist. Recht gut sehen da vergleichsweise das Modell von Vaude aus. Zumindest bei Gewicht und Tragesystem machen sie alles richtig. Ob der Sitzplatz dann zum Kind passt, muss sowieso immer wieder individuell ausprobiert werden. Wir jedenfalls haben seither Glück: unser neuseeländisches Topmodell hat bisher allen unseren Kindern sehr gut gefallen. Jeweils seit sie sitzen können (so die Regel!) tragen wir sie damit herum, und Elternrücken wie Kinderträume sind damit gut einverstanden.

Was für jede Kraxe wichtig ist, neben dem Komfort (siehe Foto!): Sonnenschutz und Regenhülle. Und ein ausreichend großer Stauraum, um auch noch ein paar leichte Ausrüstungsgegenstände in der Kraxe verstauen zu können. So sind einige dieser modernen Kindertragen dann tatsächlich rundum outdoor-tauglich (Vergleich)!

Das Ziel: Kinder, die selber laufen!

Bei all den ausgefeilten Tragehilfen gilt es, das tollste, natürlichste und wichtigste zum Thema nicht aus den Augen zu verlieren: die Kinder sollen selber laufen lernen. Und zwar mit Spass laufen lernen, und insbesondere im spannenden Gelände! So sind unsere Empfehlungen hier am besten als zeitlich logische Abfolge zu betrachten. Zuerst das Tragetuch, nach ein paar Monaten der Tragerucksack . Dann, wenn die Kinder gut sitzen können, und erste längere Wander-Unternehmungen anstehen, eine Kraxe. Und dann, schon bald, selbst laufen! Die Wege zu diesem erstrebenswerten Ziel sind sicherlich vielfältig. Wer gerne draußen ist und den Kindern häufig Gelegenheit und Vorbild bietet, wird (neben gelegentlicher Frustration) dabei gemeinsam auch schöne Erfolgserlebnisse feiern können.

Ganz pragmatisch betrachtet bringen selbständig wandernde Kinder zunächst Vor- und Nachteile. So werden Wanderungen natürlich erst einmal viel kürzer, und auch viel langsamer. Gelegentlich sind wir schon über einen ganzen Tag bei 1 km/h gelandet. Das braucht viel Geduld. Besonders, wenn man selbst einen schweren Rucksack trägt. Aber motivierte Kinder werden ja zum Glück schnell ausdauernder und flinker. Und, immerhin ist ja das Rucksackgewicht nun um 10-20 kg Kindergewicht leichter! So lässt sich auch leichter wieder ein Zelt einpacken. Und das Wanderglück, eine gemeinsam wandernde Familie zu sein, ist ohnehin sehr vieles wert!

 
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