Aktualisiert am 10. September 2019 von Tobias

Beim Wandern mit Kindern ist leichtes Gepäck nicht Luxus, sondern Überlebensstrategie. Natürlich ist es immer am schönsten, mit möglichst leichtem Gepäck unterwegs zu sein. Darum wird auch ultraleichtes Trekking in der Outdoor Community zunehmend beliebter. Geht es beim „normalen“ Ultralight-Trekking aber um bequemes und rückenschonendes Wandern, so ist das Ziel beim „ultraleicht“ Wandern mit Kindern, überhaupt mehrere Tage am Stück draußen sein zu können.

Der Ultralight-Kompromiss

Als Herausforderung kommt dazu, dass für den Einsatz mit Kindern auch das ultraleichte Material besonders stabil sein muss. Die kleinen Leute sind gnadenlose Tester von Stabilität und Haltbarkeit. Normalerweise meist ein Gegensatz zur Ultralight Ausrüstung. Wie also lassen sich diese verschiedenen Anforderungen möglichst gut kombinieren?

Siljas Reisen, als Familie unterwegsWie immer gilt es dabei, Kompromisse einzugehen. Ohne ultralight wird der Rucksack beim Wandern mit Kindern, insbesondere Kleinkindern, ziemlich schnell ziemlich schwer. So berichtet Stefan Rosenboom, der Autor von Siljas Reisen (ein wunderschönes und für outdoor-begeisterte junge Familien sehr inspirierendes Buch!), von 30 kg Rucksackgewicht beim Bergwandern mit seiner Tochter. Andererseits ist für Ultralight-Wanderer ohne Kinder ein Rucksackgewicht um 10 kg auch für längere Trekking-Touren durchaus erreichbar. Wie man da möglichst nah herankommt, erklärt dieser Artikel. Und auch eine passende Packliste haben wir im Gepäck.

Light-Familienzelt

Zelt vor dem Hintergrund von weiter Landschaft und hohen Bergen in NorwegenRichtige Light-Zelte oder Tarps für drei Personen wiegen 1-2 Kg. Allerdings halten die dünnen Materialien (insbesondere Mesh-Gewebe) dann auch gelegentlich den Attacken der lieben Kleinen nicht stand. Und Kinder sind begeistert von Zelten und betrachten sie folglich auch gnadenlos als ihr Eigentum und Spielzeug. Steht man dann erstmal mit Kind(ern) und zerstörtem Zelt mitten im weglosen Nationalpark, wünscht man sich ein etwas weniger ultraleichtes Zelt. Die haben auch meist den Vorteil, dass sie eine stabilere psychologische Barriere gegen die Natur draußen bieten. Was nach einem langen Wandertag gut zur Beruhigung der Kinder helfen kann. In einem anderen Artikel hatte ich auch schon beschrieben, welches Zelt wofür am besten taugt, im Urlaub mit Kindern.

Unser Favorit der letzten Jahre, mit einem und auch mit zwei (kleinen!) Kindern, ist dabei eindeutig. Ein Zelt, das sowohl leicht (2,7 kg, nicht ultraleicht) als auch stabil und relativ geräumig ist. Und dazu noch erstaunlich günstig und vom Markenhersteller: Vaude Taurus 3, unser Lieblingszelt!

Der optimale Kinderschlafsack

Schlafsäcke für Kinder gibt es in beliebig unförmigen und schweren Varianten. Dabei ist es durchaus möglich, Kinder jeden Alters elegant, warm und leicht für die Nacht im Zelt einzupacken. Für die ganz Kleinen hat sich bei uns insbesondere der Baby-overall bewährt. Für größere Kinder gibt es geeignete mitwachsende Kinderschlafsäcke. Zur Gewichtsreduktion und Wärmeoptimierung ist Daune auch heute noch Pflicht. Da gibt es erstaunlich wenig Auswahl, zum Glück haben wir trotzdem den für uns auch für kalte Nächte perfekten Schlafsack gefunden.

Isomatten für Eltern und Kinder

Aktuell gibt es drei Systeme von Isomatten. Am meisten Wärme pro Gewicht bieten die den Luftmatratzen nachempfundenen Matten. Leider sind sie aber beim drauf herumrutschen auch die lautesten. Was garantiert stört, nachts im Zelt mit Kindern, die dort oft genug  ohnehin unruhig schlafen.

Kleines Kind auf leichter Isomatte im HeidekrautKlassisch sind die Matten aus geschlossenzelligem Schaumstoff. Die sind günstig, vom Gewicht her akzeptabel, vom Packmaß eher groß und ziemlich robust. Also durchaus geeignet für kleine Kinder. Zumal man sie problemlos zurechtschneiden kann. Das haben wir mit diesem Modell auch so gemacht.

Ähnlich beim Gewicht, bei deutlich geringerem Volumen, sind selbstaufblasende Isomatten. Diese sind viel leiser als die Luftmatratzen, aber auch etwas weniger warm und etwas weniger bequem (da dünner). Ultralight bleibt eigentlich nur der Griff zum bekannten Markenprodukt von Therm-a-rest (wir haben drei davon und auch schon einmal erfolgreich die „lebenslange Garantie“ genutzt). Billigere Exemplare sind in der Regel deutlich schwerer.

Rucksack und Kraxe

Vater mit Tochter auf den Schultern und schwerem Rucksack auf dem Rücken, ganz und gar nicht ultralightTja. Ultraleichte Rucksäcke sind etwas schönes. Leider sind nun durch das Kindergepäck ein paar Kilo mehr im Spiel. Also wird für lange Wanderungen auch ein Tragesystem wichtig, das damit klarkommt. Unser aktueller Favorit ist daher schon nicht mehr ganz ultralight, aber dafür ganz entzückend grün.

Tragemöglichkeiten für Kinder gibt es viele. Wenn es darum geht, auf einer längeren Tour die Kinder über mehrere Stunden herum zu tragen, sind unserer Meinung nach Kindertragen in Form von Kraxen die einzig „tragbare“ Option. Für kürzere Strecken und kleine Kinder eignen sich auch Tragetuch und Baby Carrier, jedoch mit dem Nachteil, dass es für Eltern und Kinder bei größerer körperlicher Anstrengung schnell sehr warm wird. Und dass das damit einhergehende Schwitzen von Eltern und Kindern auf Weitwanderungen unpraktisch ist. Zudem sind Manduca und Tragetuch auch nicht für langes Tragen schwererer Kinder ausgelegt. Tut man es dennoch, leidet man als Träger schnell unter dem ungeeigneten Tragesystem.

Bei Kraxen lässt sich tatsächlich nach Herzenslust Gewicht sparen (Vergleich), gibt es diese doch im Bereich zwischen knapp zwei und fast vier Kilogramm. Nach unserer Erfahrung spricht ganz und gar nichts gegen die leichteren Modelle, der häufig erwähnte Komfort für die Kinder scheint denen überall auszureichen. Zumindest wirkten unsere Kinder bisher noch in jeder Kraxe glücklich. Auch bei längerem Transport, wenn sonst alles stimmt.

Spielzeug und Bücher

Das beste Spielzeug auf einer Tour ist das Spielzeug, das sich spontan am Wegesrand findet. Steine, Holz, Gräser, Pflanzen und Tiere zum untersuchen – das bietet die Natur frei Haus. Ergänzend können vielleicht einzelne kleine Bücher oder Kuscheltiere zum Einsatz kommen.

Essen und Trinken

Trekkingnahrung kann ganz schön langweilig sein. Andererseits gibt es auch Wanderer, die die halbe Küche von zu Hause dabei haben, einschließlich Gemüsegarten. Als wandernde Familie kann man sich dies leider bei längeren Touren ganz und gar nicht leisten. Das ist aber auch nicht schlimm. Sind Eltern und Kinder hungrig, so schmecken plötzlich allerlei Dinge, die zu Hause niemand anrühren würde, ausgesprochen lecker! Das kann sogar soweit gehen, dass sich das Gewicht eines Campingkochers gleich mit einsparen lässt. Auch kalte Küche schmeckt auf Tour. Natürlichst möglichst kalorienreich. Einfach mal rantasten – für uns funktioniert das erstaunlich gut!

Kochen

Wer warmes Essen mitnehmen möchte, kommt um gefriergetrocknete Artikel aufgrund der Gewichtsersparnis (kein Wasser drin) fast nicht herum. Die gibt es billig aus dem Supermarkt und spezialisiert und optimiert, vielleicht auch gesünder, vom Outdoor-Händler. um die maximal mögliche Abwechslung zu bekommen, empfiehlt sich ein möglichst breiter Mix aus beidem.

Nachschub

Vorratsraum für Lebensmittel in einer norwegischen SelbstversorgerhütteAuch die Wahl einer Routen entlang von Dörfern mit Einkaufsmöglichkeit oder Hütten mit Essensvorräten (Norwegen beispielsweise) hilft beim Gewicht sparen.

Nicht erforderlich für eine Trekking-Wanderung von nur einigen Wochen sind Vitamintabletten oder sonstige Nahrungsergänzung irgendwelcher Art. Aber natürlich kann auch das als Abwechslung eingepackt werden, da leicht und schmackhaft (wenn schlau ausgewählt). Auch eine gute Abwechslung und Ergänzung des Menüs sind in vielen Wandergegenden Beeren am Wegesrand. So bietet beispielsweise Skandinavien im Sommer unendliche Blaubeerfelder direkt an den Wanderpfaden (Fuchsbandwurm ist dort auch noch weniger verbreitet – muss jede(r) mit sich selbst ausmachen).

Wasser

Wasser gibt es in einigen Ländern auch direkt und sauber aus dem Bach nebenan (erneut: Skandinavien!). Das spart für eine ganze Familie so viel Gewicht, dass es schon beinahe überlegenswert ist, das Reiseziel danach auszuwählen. Ansonsten gibt es auch verschiedene Mittel zur Wasseraufbereitung. Besonders beliebt (und leicht) sind entsprechende Tabletten mit Silberionen und Chlor.

Leicht Essen als Familie

Durch Kombinieren der erwähnten Ansätze – leicht, kalt, mit Hütten-Nachschub – gelingt es uns, das Gewicht von Essen und Trinken zusammen für unsere Famile auch auf längeren Touren auf wenige kg zu begrenzen.

Windeln

Für Kleinkinder kommen die meisten von uns (jenseits der Windelfrei-Bewegung) um das Mitnehmen von Windeln nicht drumherum. Bei der Auswahl sollte man sich dabei diesmal nicht vom Preis oder von der Lieblingsmarke leiten lassen sondern auf Volumen und Gewicht pro Windel schauen. Da gibt es tatsächlich erstaunliche Unterschiede! Mitnahme und Auswaschen von Stoffwindeln sind für uns nicht praktikabel. Einerseits kommen wir mit dem zusätzlichen Aufwand und Stress beim Wandern schlecht klar. Andererseits kann man sich das Wetter nicht aussuchen und bei Dauerregen trocknen die Dinger auch ziemlich schlecht. Aus der Entscheidung für Wegwerfwindeln ergibt sich dafür ein Abfall-Problem. 100 % biologisch abbaubar gibt es dabei nicht, vergraben ist also verboten. Bleiben mitnehmen (Viele Hütten nehmen Windelmüll an. Und an Parkplätzen gibt es häufig Mülleimer, sollte der Wanderweg an einem vorbeiführen) oder verbrennen. Verbrennen klingt nicht sehr umweldfreundlich und braucht viel Holz aufgrund des Wassergehalts der Windeln. Aber brennt der Plastikanteil nur heiß genug, ist die Schadstoffbelastung auch nicht mehr so schlimm. Und in Skandinavien wird in den Bergen viel Plastik verbrannt.

Kinderwandern entspannt und light!

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es durchaus möglich ist, mit leichten Gepäck auch mit Kindern unterwegs zu sein. Allerdings verschiebt sich die Definition des Wortes leicht dabei ein wenig. Dafür machen Mehrtageswanderungen mit Kindern auch entsprechend viel Spaß. Und: die beste Erleichterung des Gepäcks kommt, wenn die Kinder endlich selber laufen!

Fazit: Vielleicht nicht ultralight, aber zum Glück zumindest ausreichend leicht für die meisten Zwecke geht es doch auch als Familie mit kleinen Kindern zu Fuß auf große Tour!

 
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3 Kommentare

Cori · 16. September 2020 um 12:02

Hallo, Vielen Dank für die tollen Tipps. Plane gerade eine mehrtägige Tour mit Kind und suche eine leichte Windel. Da wir sonst Stoffwindeln verwenden, wollte ich fragen, ob ihr hier einen Tipp geben könnt, damit ich nicht verschiedene kaufen und wiegen muss 🙂 Vielen Dank

    Tobias · 17. September 2020 um 13:39

    Hallo Cori,
    Oh ja, ein Problem, an dem wir auch schon so einiges herumoptimiert haben. Allerdings haben wir uns die Auswahl meist leichter gemacht, indem wir uns mit dem kleinstmöglichen Volumen begnügt haben. Das ist ja bei einer mehrwöchigen Wanderung durchaus auch signifikant – wenn wie z.B. diesen Sommer gerade noch zwei Pakete Windeln irgendwo im Rucksack verschwinden sollen. Leider schneiden dabei Öko-Windeln so miserabel ab, dass wir zu diesem Zweck immer ausnahmsweise auf eine der traditionellen Marken umschwenken. Aber, welche davon nun mit dem letzten Gramm am leichtesten ist, wissen wir leider auch nicht. Wenn ihr tatsächlich den Vergleich macht, sagt doch gerne mal Bescheid, dann kommt das in den Artikel, für weitere Interessierte!

    Viel Spaß dort draußen, und schöne Entdeckungen Euch und Kind!
    Tobias

Cori · 24. September 2020 um 20:37

Das mit dem Volumen ist ein guter Hinweis- habe jetzt fest gestellt, das selbst „die beiden Sorten dieser einen traditionellen Marke“ sich im Packmaß deutlich unterscheiden.
Im Gewicht habe ich jetzt bloß 2 Sorten verglichen, „traditionell“ mit einer italienischen die wir noch übrig hatten. 29g zu 31g 🙂 Bei unseren geplanten 25 Stück also immerhin oder eben auch nur 50g Unterschied, eine halbe Tafel Schoki und das Hauptaugenmerk liegt auf dem Volumen 🙂

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