Es ist eine angespannte Zeit. Gesundheitlich, politisch, für viele beruflich, finanziell und nicht zuletzt familiär. Aber bei all den negativen Aspekten haben die meisten Familien viel gemeinsame Zeit. Diese positiv zu nutzen ist allerdings mit all den Einschränkungen (der Erlebniswert von Lebensmittelgeschäften ist begrenzt) gar nicht so leicht. Was bleibt sind vor allem Wiesen, Wälder, Parks, große Plätze und enge Gassen – also Outdoor im weitesten Sinne. Wir sammeln gerade so unsere Erfahrungen, wie wir es zu viert schaffen, auch ohne Garten die Tage „rum zu bringen“ (es gibt auch schon einen ersten Teil dieser familiären Draußen-Erfahrungen nachzulesen).

Kinder erforschen den Wald

Natürlich ergreifen wir die Flucht nach draußen (zum Glück gibt es bei uns (noch) keine Ausgangssperre). Aber ganz normale Waldspaziergänge in Laufentfernung unseres Jüngsten (2 Jahre) wurden uns (den anderen drei Mitlaufenden) schnell langweilig. Manchmal sind sie einfach zu langsam, zu aufwendig. Wir brauchten Abwechslung und Alternativen. Und genau diese Alternativen sollen allen, die nach Anregungen suchen, einen Impuls geben.

Rad fahren

Schafe gucken bei der Kinder-Radtour

Wenn oder wem Laufen zu langsam ist, liegt Fahrrad fahren nahe. Sonst nehmen wir die Räder nur für Kita- und Arbeitswege. Aber jetzt machen wir Radtouren. Radfahren ist sehr Corona-tauglich. Immer in Bewegung, der Abstand zu anderen Radfahrern und Fußgängern ergibt sich quasi automatisch. Man hält sich per Definition nirgendwo wirklich auf. Wenn es eine Tour mit Ziel und Pausen ist, finden wir immer abgelegene einsame Plätzchen zum Verweilen.Die besten Tage für eine Radtour sind Tage, an denen unser Jüngster Schlaf nachholen muss. Im Anhänger hat er dazu dann die nötige Zeit und Ruhe. (Seit er seine Geschwister immer um sich herum hat, braucht er öfter mal eine extra Portion Schlaf.)

Prächtiger Ziegenbock

Uns ist das Ziel egal. Die Erfahrung zeigt eh: Wer raus geht, erlebt was. Beim Rad fahren um unser Städtchen herum haben wir verschiedene Tiere entdeckt und Wege erkundet, die wir noch nicht kannten – weil sie zu Fuß viel zu langweilig wären. Aber eine Radtour und Waldspaziergänge brauchen Zeit, ganz gute Wetterbedingungen und ein Idee, wohin es gehen soll. Der Anspruch ist eher advanced. Deshalb im Folgenden noch ein paar coole Basics.

Schulhof-Eroberungen

Keine Ahnung, wie die Bedingungen in anderen Städten gerade sind. Aber die Schulhöfe hier bei uns sind ziemlich leer, insbesondere Vormittags – wenn ich üblicherweise meine erste Krise kriege und denke: „Alle raus hier!“. Schulhöfe haben ganz nette Eigenschaften. Dazu gehören Platz, Bäume (zumindest häufig), Fahrradständer, Bänke und manchmal so was wie Basketball-Körbe o.ä. Noch dazu sind sie relativ gleichmäßig in Wohngebietsnähe verteilt.

Kinder beim Ballspiel

Mein neues Lieblingshobby ist Hindernislauf über alles, was wir an Hindernissen finden. Unsere Lieblingsrunde führt über Bänke, eine Treppe hoch und runter, über Fahrradständer (balancieren oder hüpfen) und um oder über einen kleinen Baum. Nach drei Runden um die Wette rennen können wir dann auch alle wieder rein gehen. Hindernislauf gehört bei uns in die Kategorie quick&dirty – wobei man dabei nicht dreckig wird. Hindernisläufe sollten auch an anderen Plätzen, die einigermaßen ausgestorben sind, kein Problem sein. Es braucht ein bisschen Phantasie und auch ein bisschen Mut.

Kind klettert auf Kletterbaum

Auf unserem Schulhof haben wir auch noch eine Spezial-Aktivität, die Kletterbaumsuche. Es gibt so viele kleine bis mittelgroße Bäume, die beklettert werden können, dass es richtig Spaß macht, einfach auszuprobieren, welcher Baum ein guter Kletterbaum ist. Viele Parks können durch einen „veränderten Auftrag“ an Spannung gewinnen und sich in einem ganz anderen Licht zeigen.

Kind mit Stock beim Hockey spielen

Mein letzter Schulhof-Tipp für Unerschrockene wäre ein weiteres neu/alt erfundenes Hobby – Stock-Hockey. Man nehme für jeden einen größeren stabilen möglichst steifen Stock und einen Fußball (eher ein „abgelebtes“ Exemplar) und suche sich irgendeine Art von Tor. Und schon geht es los. Bei uns sind einige Regeln mit der Zeit entstanden – z. B. wie hoch der Stock gehoben werden darf. Wir kombinieren diesen „Sport“ wahlweise mit Turnschuhen oder Inlineskates. Geeignet sind auch Sackgassen – ohne Verkehr und mit möglichst wenig parkenden Autos -, Parkplätze von geschlossenen Geschäften und ohne Skates auch jede Wiese, die halbwegs wenig Neigung aufweist.

„Schlecht“-Wetter Variationen

Kinder mit Drachen in der Abendsonne

Es ist in der letzten Woche ziemlich kalt geworden, und vor allem dieser frostige Wind. Aber Wind bietet eine echte Chance – na klar, Drachen steigen lassen. Wir haben aktuell nur Drachen ohne Stangen. Die sind klein vom Packmaß, und wir können nicht so viel daran kaputt machen. Für die Bewegung sind eigentlich die ganz klassischen Drachen mit nur einer Schnur zu empfehlen. Denn dann hat Drachensteigen oft auch mit viel Rennen zu tun – außer es stürmt richtig.

Kind mit Lenkdrachen

Lenkdrachen sind leider für kleinere Kinder eher schwierig – aber sie trainieren die Körperspannung. Wenn sie einmal in der Luft sind, gibt es je nach Größe des Drachens richtig zu tun. Mein Wiedereinstieg ins Drachensteigen hat Kindheitserinnerungen geweckt. Je nach Wohnlage gibt es geeignete Wiesen in der Nähe, wenn nicht wäre es ein guter Anlass für Spaziergänge oder Radtouren zu den entsprechend geeigneten Orten.

Plan mit Suchauftrag für Kinder

Wenn die Erwachsenen mal keine Lust auf Rausgehen haben oder sie – wie ich – Zeit für nur eins von drei, vier, fünf oder mehr Kindern brauchen, können Suchaufträge nützlich sein. Als Vorbereitung braucht es einen gemalten oder geschriebenen Zettel mit Dingen, die mitgebracht werden müssen. Bei uns sind das keine Einkaufszettel-Inhalte, sondern Natur-bezogene Fundstücke wie Stöcke, Steine, Blätter usw. Das Kind/die Kinder haben dann den Auftrag, raus zu gehen und die entsprechenden Gegenstände zu finden und mitzubringen. Bei unseren Kindern ist das zum Teil noch richtig eine Mutprobe – alleine draußen unterwegs sein.

Kinder, mit Auftrag alleine unterwegs

Wenn die Kinder dann die Aussicht darauf haben, dass sie mir auch Aufgaben stellen dürfen, sind sie gleich doppelt motiviert. Es macht ihnen mindestens genau so viel Spaß, sich auszudenken und zu erkunden, was ich finden muss – zum Teil sogar künstlich von den Kindern vorher präpariert. Es sind unzählige Abwandlungen denkbar. Kreativere Aufgabenstellung: finde etwas das duftet, etwas Weiches, was Spitzes etc. Oder auch statt Mitbringen Foto machen usw. Alle Beteiligten habe die Chance, Neues im altbekannten zu entdecken. Und zumindest hocken nicht mehr alle aufeinander.

Micro-Unternehmungen

Kinder auf der Baustelle

Zu meinen kleinen Freuden gehören noch folgende zwei weniger spektakuläre Aktivitäten: Erstens Baustelle gucken. Am besten in regelmäßigen Abständen immer wieder die gleiche Baustelle. Das ist bei uns in der Familie schon fast eine Tradition. Das zweite Microabenteuer ist so einfach, dass ich es fast nicht aufschreiben kann: Picknick an motivierenden bzw. anregenden Orten. Erwachsene denken da schnell an Aussichtspunkte oder ähnlich romantisches. Motivierend für unsere Kinder sind eher (möglichst) dreckige Abhänge, alte Steinbrüche, Stellen, an denen vor kurzem Bäume gefällt wurden und kleines Geäst zurückgeblieben ist, Pfützen und Wasserlöcher usw. Picknick eigentlich nur, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass es oft eine Weile braucht, bis die Kinder auf tolle Ideen kommen. Diese Zeit lässt sich gut mit Essen überbrücken. Und wenn sie dann im Spielen sind, zücke ich ein Buch und lese so lange, bis es Zank, Streit oder Verletzungen gibt.

Schatzsuche, Schnitzeljagd mit Kindern

Das nächste, was wir ausprobieren werden, ist eine Schnitzeljagd mit einer befreundeten Familie. Jetzt, da wir uns nicht mehr treffen dürfen, ist das eine schöne Art, trotzdem etwas zusammen zu unternehmen. Meine Kinder haben voll Lust darauf. Mal sehen, wie sich die Idee in der Realität macht.


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