Aktualisiert am 21. Juli 2024 von Tobias
Wandern mit Kindern – eine Checkliste
Mit Kindern draußen unterwegs – das ist erfüllend und bereichernd. Aber es ist auch schwer. Insbesondere mehrtägige Wanderungen und Trekkingtouren fordern die Eltern schon rein körperlich, denn sie sind es, die (fast) das ganze Gepäck auf dem Rücken tragen müssen. Wir erklären hier, wie das für uns geht. Mit unserer Packliste (pdf) und den besten Tipps zur Gewichtsoptimierung gelingt es, trotz Extragepäck durch Kinder den Spaß am Wandern zu behalten (oder finden!). Wichtig sind dafür standhafte Hightech-Materialien, persönliche Beschränkung und Pragmatismus.
Die richtige Ausrüstung
Fangen wir mal mit der Ausrüstung an. Eine bewusste Auswahl der Ausrüstung ist Gold wert, aber klassisches ultra-light Trekking ist mit jüngeren Kindern auch nicht zu empfehlen. Schließlich müssen Zelte, Jacken, Schlafsäcke und Schuhe Experimenten und Misshandlung durch forschende Kinder standhalten. Es ist also eine Kombination aus geringem Gewicht und einer gewissen Robustheit des Materials erforderlich.
Leicht-Packliste
Die zweite wichtige Übung für wanderwillige Eltern ist Selbstbeschränkung. Zu Hause bleibt alles, was nicht lebenswichtig ist. Mit darf nur, was für die tägliche Routine wirklich absolut wichtig ist. Es gibt viele Dinge, die von diesen beiden Regeln betroffen sind. Das schmerzlichste Thema für die Kinder ist die Frage nach Spielzeugen. Spielzeug sollte – wenn überhaupt – möglichst pragmatisch nach Größe und Gewicht ausgewählt werden. Geübte Kinder finden in der Natur sowieso bessere Spielsachen als in ihren Kinderzimmern.
Lieb gewonnene Kosmetikartikel der Eltern sind auch ein heikles Thema. Hier eine Faustregel: Je weiter ihr euch von der Zivilisation entfernt, um so mehr natürlicher Körpergeruch ist erlaubt. Auch Technik-Artikel, die beim näheren Hinsehen vor allem als Papas oder Mamas „Spielzeug“ entlarvt werden, müssen zu Hause bleiben. Schließlich geht es uns da draußen um die Natur!
Kinder-Wander-Ernährung
Und was gibt es eigentlich zu Essen? Eine gute Frage! Die geschickte Auswahl der Ernährung unterwegs ist die dritte Säule für gewichtsoptimierte Packlisten beim Wandern mit Kindern. Anderswo wird zurecht reichhaltiges, gesundes und frisches Essen für Eltern wie Kinder propagiert.
Aber auch hier ist im Kinder-Wanderurlaub geringes Gewicht Trumpf. Ernährungsphysiologisch sinnvolle Ernährung über 350 Tage Alltag ist für das Gedeihen der Kinder viel wichtiger als die genaue Nahrungsmittel-Zusammensetzung während weniger Wochen Urlaub. Fast-Food (gefriergetrocknet) und kalorienreiche Nahrung mit notgedrungen geringem Frischeanteil spart nicht nur Gewicht. Wahrscheinlich kommt es auch beim Nachwuchs ganz gut an und gibt der Ausnahmesituation Urlaub einen Touch des Verbotenen.
Hier nun endlich unsere reale Packliste. Die wird mittlerweile seit fünf Jahren jedes Jahr von uns praktisch genutzt. Sie ist optimiert für den Einsatz in Skandinavien, insbesondere Norwegen, wo wir mit Wildnis, Wind und Wetter rechnen. Auch zahlreiche Touren in den Bergen der Alpen haben wir schon damit bestritten. Aber auch alle anderen weiten Wanderungen brauchen im Prinzip die gleichen Zutaten. Wer weiter südlich oder weiter unten unterwegs ist, kann einiges an warmer Kleidung weglassen. Dafür fällt dann meist erhebliches Gewicht für extra Trinkwasser an.
Die Packliste
Nach Kategorien geordnet jeweils Gegenstand und Gewicht (zur ungefähren Orientierung), und als Link ein beispielhaft empfehlenswerter Ausrüstungsgegenstand, der sich in unserer Wanderpraxis bewährt hat oder zumindest spannend ist:
Wandern | ||
Rucksack | 2000 g | |
Kinderrucksack | 400 g | ** |
Rucksack-Regenschutz | 200 g | |
Wasserdichte Packsäcke | 200 g | |
Wanderkarten | 100 g | |
Kompass | 50 g | |
Stirnlampe mit Batterien | 100 g | |
Taschenmesser | 150 g | |
Höhenmesser (Uhr) | 50 g | ** |
GPS | 200 g | ** |
Biwaksack | 200 g – 500 g | ** |
Wanderstöcke | 500 g | ** |
Hüttenschlafsack | 60 g | ** |
Müllbeutel | 10 g |
Kleidung, pro Person | ||
Regenjacke | 600 g | |
Regenhose | 300 g | |
Gamaschen | 300 g | ** |
Wanderschuhe | 2000 g | xx |
Trekking-/Wanderhose | 300 g | xx |
Jacke/Pullover | 500 g | xx |
T-Shirt(s) / Body(s) | 150 g | xx+ |
Wandersocken | 100 g | xx+ |
Unterwäsche | 50 g | xx+ |
Daunenjacke | 450 g | ** |
Handschuhe | 100-400 g | ** |
Mütze / Sturmhaube (auch für Kinder) | 100 g | ** |
Leggins, lange Unterhose | 150 g | ** |
Sonnenhut | 150 g | ** |
Sandalen | 600 g | ** |
Badesachen | 250 g | ** |
Camping-Küche | ||
Campingkocher und Brennstoff, Topf | 1000 g | ** |
Feuerzeug, nicht piezo | 30 g | ** |
Löffel, Messer | 50 g | |
Geschirr, Müsligefäß etc. | 100 g | ** |
Wasserflaschen | 250 g – 5000 g | |
Wasseraufbereitung (Tabletten, Filter etc.) | 20 g | ** |
Müsliriegel o.ä. für alle Fälle | 500 g | |
Nussmischung | 500 g | ** |
Müsli, Haferbrei | 1000 g | ** |
Käse, Wurst, Brot | 300 g – 1000 g | ** |
Fertiggerichte, Suppen | 300 – 2000 g | ** |
Kekse, Schokolade | 250 g | ** |
Teebeutel, Kaffee, Brausetabletten o.ä. | 100 g | ** |
Salz, Gewürze | 50 g | ** |
Im Zelt übernachten | ** | |
Zelt, Gestänge, Heringe, Tarp | 3000 g – 4000 g | ** |
Zeltboden oder Plane | 300 g | ** |
Isomatte, pro Person | 450 g | ** |
Schlafsack Erwachsene | 1200 g | ** |
Schlafsack Kind | 700 g | ** |
Körperpflege etc. | ||
Zahnbürsten, Zahncreme | 150 g | |
Mini-Handtuch | 20 g | |
Sonnencreme | 100 g | |
Erste-Hilfe-Set | 250 g | |
Medikamente | 50 g | |
Sonnenbrille | 100 g | ** |
Klopapier | 100 g | ** |
Kleine Schaufel/Kelle (Klo) | 150 g | ** |
Rasierzeug | 50 g – 200 g | ** |
Kleine (Nagel-)Schere | 50 g | ** |
Kontaktlinsen, Brille | 100 g | xx |
Technik | ||
Handys (auch für Notfälle) | 200 g | |
Kameras, kompakt gut | 300 g | ** |
EBook-Reader, dünne Bücher | 200 g | ** |
Ladegeräte, Kabel, 12 V Adapter | 100 g | ** |
Powerbank, Akkus | 100 g – 300 g | ** |
Notizbuch | 100 g | ** |
Kopfhörer | 50 g | ** |
Ausweise, Mitgliedsausweise, weitere Plastikkarten, Geld | 150 g | |
Hausschlüssel, Autoschlüssel | 30 g |
Für Babys und Kleinkinder | ** | |
Kraxe mit Sonnen- und Regenschutz / Tragerucksack | 1000 g – 2500 g | ** |
Tragekind | 10000 g ? | ** |
Windeln | 1000 g – 2000 g | ** |
Feuchttücher | 300 g | ** |
Fleece-Overall | 100 g | ** |
Daunen-Overall / Schneeanzug | 200 g | ** |
Kleine Kuscheltiere | 100 g | ** |
Weitere Nettigkeiten | ** | |
Decke | 400 g | ** |
Spiele, Bücher | 1000 g | ** |
Kletterzeug | 800 g – 5000 g | ** |
Stifte | 100 g | ** |
Musik / Instrumente | 200 g – 3000 g | ** |
Pflegeprodukte | 300 g | ** |
**) optional
xx) teilweise am Körper
Packliste als Checkliste für den Urlaub, im PDF-Format zum Ausdrucken und Ankreuzen.
Tipps – Wichtiges in Stichworten
Kraxen, Manduca & Co: Babytragehilfen werden in den letzten Jahren immer schwerer. In der Großstadt oder am Badesee mag der gefühlte Gewinn an Komfort ein bis zwei Kilogramm mehr Gewicht rechtfertigen. Im echten Outdooreinsatz muss Gewicht optimiert werden. Wir erklären, was eine gute und leichte Kraxe ausmacht.
Warm schlafen: Babyschlafsäcke sind pragmatisch im Kinderwagen. Bei kühlen Temperaturen im Zelt, vielleicht im Winter sogar mit Schnee, sind andere Methoden wärmer, zuverlässiger und leichter – so bleiben auch die ganz Kleinen schön warm in der Outdoor-Nacht.
Kochen oder nicht kochen: Ein Kocher bedeutet Kaffee und warmes Essen. Beschränkung auf beispielsweise Müsli und Vollkornbrot mit Butter, Wurst und Käse und vielleicht ein paar Süßigkeiten zwischendurch spart das erhebliche Gewicht von Kocher und Topf. Außerdem spart Nahrung, die nicht gekocht werden muss, im anstrengenden Outdoor Alltag mit Kindern reichlich Zeit und Nerven.
Zwei,drei oder vier Kilogramm Fotousrüstung sind heute -für die meisten von uns- nicht mehr nötig . Wasserdichte Outdoor-Smartphones haben eine gute Kamera. Wer mehr Qualität und Einstellmöglichkeiten benötigt, ist mit einer Kompaktkamera mit 1-Zoll-Sensor und Telezoom gut beraten.
Der Rucksack: Ein toller ultra-leichter Rucksack spart Gewicht. Wird der Rucksack aber zu leicht, trägt sich dank weniger Tragegestell das etwas geringere Gewicht deutlich unangenehmer. Auch hier sind also geschickte Kompromisse gefragt.
Schöne Perspektiven
Wer sich an dieser Packliste orientiert, kann auch auf weiter Wanderung mit kleinen Kindern unbeschwert Freude finden. Und das Beste: Wenn die Kinder größer werden, wird das Gewicht immer weniger. Die Windeln fallen weg. Doch vor allem: die Kinder können und wollen selbst Rucksäcke tragen. Das sollte man ihnen wirklich nicht verweigern ;). Natürlich verantwortungsbewusst! Die alte Faustregel lautet: max. 10 % vom Körpergewicht. Es gibt aber auch Angaben, die deutlich weniger Gewicht empfehlen: für Kindergartenkinder nicht mehr als 1 Kg, für Grundschulkinder um die 3 Kg und zwischen neun und zwölf Jahren 5kg und Teenager bis 7kg. Aber, auch die Großen freuen sich über jedes Kilo weniger 🙂
Also, viel Spaß da draußen auf großer Tour!
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3 Kommentare
Patrick Heck · 14. September 2019 um 10:07
Hallo Diana, danke für diesen tollen Artikel. Das ist echt ein Schatz an Inspirationen.
Wir haben vor kurzem unsere erste Trekking Tour mit 9 Monate alten Baby gemacht und uns dabei entschieden einen Wanderanhänger zu nutzen. Das ist zwar viel sperriger als ein Rucksack, dafür konnte aber ein Mensch 35 kg transportieren während der andere den Kleinen in der Tage hatte.
Bei euch laufen ja beide Kinder selbst so wie ich das verstanden habe, oder? Darf ich fragen wie groß und schwer die befüllen Rucksäcke sind die ihr tragt? Wie kamt ihr mir dem Gewicht zurecht?
Liebe Grüße
Paddy
Diana · 19. September 2019 um 22:48
Hallo Paddy,
es freut uns, dass sich die Mühe mit der Packliste gelohnt hat. Unsere übliche Bepackung beim Weitwandern sieht ca. so aus:
Hauptrucksack 70 Liter ca. 20-25kg
Kraxe zwischen 10-20 kg inkl. Kind
Kinderrucksäcke max. 2 kg inbesondere, wenn Steine „gepflückt“ werden.
Wie kommen wir damit zurecht? Über 20kg ist schon anstrengend auf Dauer, egal wie gut der Rucksack ist. Unser absoluter Traum ist ein Maximalgewicht für uns Erwachsene von 15kg.
Mehr zu unserer tatsächlichen Ausrüstung Kraxe und Rucksack, kannst du in den Artikeln Ultra Light Wandern und Kraxen-Vergleich nachlesen.
Das Wichtigste ist, sich auf den Weg zu machen und es auszuprobieren. Und mit dem Wanderanhänger habt ihr eine Variante ausprobiert, die wir noch nie überlegt hatten. Wie war denn das Wandererlebnis mit dem Anhänger? Ich wäre ja neugierig, ob alle Wege damit begehbar sind und welche Körperpartien am meisten beansprucht werden.
Beste Grüße und viel Spaß bei weiteren großen und kleine Touren
Diana
Paddy · 21. September 2019 um 17:52
Hallo Diana,
danke für die ausführliche Antwort. Zum Wanderanhänger: Wir haben heute einen Artikel zum Monowalker veröffentlicht, in dem wir unsere Erfahrungen beschreiben. Er ist zu finden unter: https://ausgebuext.info/monowalker-erfahrungsbericht/
LG
Paddy