Aktualisiert am 14. Mai 2020 von Tobias

Zelte gibt es wie Sand am Meer und es gibt die unterschiedlichsten Gründe, sich für dieses oder jenes Zelt zu entscheiden. Dafür gibt es schon jede Menge Testberichte. Jedoch wird die Sache schwerer, wenn man Kinder oder gar Babys im Gepäck hat. Sprichwörtlich, denn Kinder nehmen beim Wandern meist einen großen Teil von Gewicht und Stauraum ein. Und Kinder brauchen viel Raum. Und Kinder testen unerbittlich die Robustheit des Materials. Die Liste potentieller Familienzelte ist lang. Aber was ist tatsächlich ein möglichst kindertaugliches Zelt? Stabil soll es sein, und groß, schnell aufgebaut und vielleicht auch noch leicht.

Die Frage nach dem optimalen Zelt für den Urlaub mit Kindern ist also zunächst die Frage nach der Art des Zelt-Transports. Im Folgenden daher Tipps und Überlegungen zu den grundverschiedenen Varianten Campingurlaub mit und ohne Auto, vom Luxus-Zelturlaub bis hin zu richtigen Trekkingtouren.

Campingurlaub mit dem Auto

Fast fertig aufgebautes Riesenzelt von innen

Riesen-Zelt im Rohbau.

Wird das Zelt im Auto oder Campingbus transportiert, gibt es (fast!) keine Gewichtsbeschränkung. Dadurch besteht die Möglichkeit, für Kinder wie Erwachsene das optimale Familienzelt zu suchen. Es sollte stabil sein und es sollte viel Platz bieten. Stehhöhe für die Erwachsenen und mehrere Räume zum Spielen und Entdecken (und evtl. den besseren Nachtschlaf) für die Kinder. Diesen Kriterien genügen viele Zelte. Sofern keine extremen Bedingungen – außer der Kinder – zu erwarten sind, spielt es kaum eine Rolle, welches Zelt gewählt wird. Hier werden also individuelle Vorlieben das Ergebnis bestimmen.

Ein möglichst großes Zelt bedeutet auch gleichzeitig größere Entspannung und mehr Platz für spannende Kinderspiele im Zelt. Ein nicht so teures Zelt bedeutet geringere Reue, wenn die Kinder es doch mal zum Einsturz bringen (und alle Stangen verbiegen …). Auch ein möglichst einfacher Aufbau hilft. Ist man als Eltern doch oft schon bei Ankunft auf dem Campingplatz nach langer Fahrt deutlich angestrengt. Dies riesengroße Exemplar hier, mit drei Schlafkammern und extra als Familienzelt angepriesen, hatten wir mal ausprobiert. Funktioniert gut, ist aber wirklich mächtig gewaltig. Wir nutzen für Campingurlaube meist lieber das etwas bedarfsgerechter konstruiertes Modell hier.

Zu Fuß unterwegs mit Zelt

Soll die Reise mit leichterem Gepäck erfolgen – die großen Zelte wiegen immerhin um die 20 Kilogramm – so ist die Auswahl deutlich eingeschränkt. Einigermaßen robust und leicht geht nur zusammen, wenn man sich bei der Größe des Zeltes einschränkt. Und meist dafür etwas mehr bezahlt. Leichtere Outdoor-Zelte finden sich in akzeptabler Qualität nur selten im Baumarkt.

Fahrradtour und Bahnreise

Geht es per Bus und Bahn in den Urlaub, oder mit dem Fahrrad samt Kinderanhänger, ist dennoch eine bequeme Größe möglich. Beispielsweise bietet dieses witzig aussehende Zuhause für drei Personen von Vaude bei nur etwas über vier Kilogramm Gewicht sogar Stehhöhe. Und Platz für drei Personen bedeutet im Zweifelsfall bei Mitnahme von Babys oder Kleinkindern meist, dass genug Platz ist für zwei Erwachsene und zwei Kinder.

Trekking, Weitwanderung

Dramatischer wird die Auswahl, wenn so ein Zelt über längere Strecken im Rucksack selbst zu tragen ist. Immerhin müssen eventuell extra Kleidung, Schlafsäcke, Isomatten, Windeln, Spielzeug, Kinderbücher für ein oder mehrere Kinder ebenfalls im Rucksack transportiert werden. Und das Gewicht des Rucksacks ist häufig schon beim Trekking beziehungsweise Weitwandern ohne Kinder ein zentrales Thema. Also gilt es, sich zu beschränken. Auf weniger Komfort, weniger Größe, etwas weniger Stabilität: keine Stehhöhe für Erwachsene, großzügige Auslegung der Herstellerangaben bei der Personenzahl, und eher die Light-Varianten der angebotenen Zelte.

Ultralight

Neuschnee um und auf dem Zelt

April in Schottland: Neuschnee über Nacht.

Bei Letzterem scheiden sich allerdings die Geister. Am meisten Gewicht lässt sich logischerweise mit einen Ultraleicht-Zelt sparen. Allerdings ist das dann nur noch bedingt kindergerecht. Meist sparen Ultralight-Zelte Gewicht, indem dünnere Materialien, leichtere Zeltstangen und insbesondere auch mehr Mesh-Gewebe („Fliegengitter“ – hier ein berühmtes Zelt-Beispiel) verwendet werden. Was bei sorgsamem Umgang mit dem Material heute kein Problem mehr ist, kann durch Kinder schwer auf die Probe gestellt werden. Und insbesondere bezüglich Reißfestigkeit zieht beispielsweise das besagte Mesh-Gewebe dann gerne den Kürzeren. Zudem hält es auch weniger Wärme im Zelt, was zumindest in kalten Nächten den ohnehin komplizierten Wärmehaushalt der Outdoor-Kinder erschwert. Über den oft happigen Preis der sehr leichten Zelte ärgert man sich dann besonders, nachdem eines davon durch die lieben Kleinen zum Einsturz gebracht wurde.

Kinder-Kompromiss-Zelte

Kind beim Test der ZeltstangenAlso muss eine gewisse Stabilität für nachhaltige Freude doch sein. Und damit erfreulicherweise meist auch ein etwas geringerer Preis. Das Positive: auch in kleinen Zelten ist mit Kleinkindern meist mehr Platz als die angegebene Personenzahl befürchten lässt. Und Kinderspiele im Sinne von gegen die Wände springen oder durch die Schlafsäcke wühlen sind auch im kleinsten Zelt noch möglich. Unser Lieblingszelt mit zwei Babys / Kleinkindern über die letzten Jahre war dabei ein kleines und leichtes (obwohl nicht „ultraleicht“) Zelt für etwa 2,5 Erwachsene. Wie auf den Bildern hier zu erkennen ist, hat es sich gut bewährt. Und günstig ist es auch. Nur nicht geeignet für allzu warme Gegenden, da dafür zu wenig Belüftung möglich wäre.

Unser mittlerweile hervorragend bewährtes Lieblingszelt, seit wir zu fünft sind, ist diesbezüglich flexibler. Und deutlich geräumiger (gibts sogar in noch größer, mit noch besserem Verhältnis von Größe zu Gewicht!). Aber auch etwas empfindlicher und etwas schwerer. Und es steht nicht ohne Heringe. Trotzdem hat sich auch dieses Zelt gut im harten Norwegen-Trekking-Alltag mit Kindern bewährt.

Familien-Trek

Mutter und Kinder auf einem Haufen vor dem Zelt

Jedenfalls gibt es keinen Grund, nicht in den Zelturlaub mit Kindern zu gehen, lediglich die Art des Zeltes will vorher gut überlegt werden. Das ist insbesondere beim Trekking-Urlaub spannend. Aber die ersten Versuche mit dem Zelten gemeinsam mit kleinen Kindern sollten ja sowieso vorteilhafterweise zunächst auf einem Campingplatz oder im heimischen Garten erfolgen. Das wilde Zelten in freier Natur ist dann allerdings tatsächlich auch ein sehr großer Spaß und große Freude für die ganze Familie und sehr empfehlenswert. Hierfür bieten sich  die skandinavischen Länder an, da dort überall gezeltet werden darf, bei gleichzeitig auch in der Wildnis guter Infrastruktur (ist das eigentlich ein Widerspruch?). Aber das soll Thema eines anderen Artikels sein.

 
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